Donnerstag, 11. Dezember 2014
12. I fell in love with Tassie ♡!💜


Wie bist du denn auf Tasmanien gekommen, haben mich viele gefragt, die an der Planung meiner sabbatical Route  interessiert waren.
Da gibt es doch nur den tasmanischen Teufel und sonst nichts.



Weit gefehlt!

Tasmanien ist zwar touristisch im Moment noch ziemlich unbekannt, das wird sich aber in den nächsten Jahren sicherlich ändern. Die kleine Insel südlich vom Mutterland Australien ist landschaftlich wunderschön

und die Tasmanier sind so gastfreundlich und dem Fremden zugewandt, dass sich ein Besuch dort wahrlich sehr lohnt.

Ich hatte das Glück, die ersten 12 Tage im Dezember bei Dorothea und Marcus



in Legana bei Launceston



im nördlichen Teil von Tasmanien wohnen zu können.



Dorothea ist die Tochter des besten Freundes meines Vaters und hat sich nach ihrer beruflichen Karriere im Weingeschäft am tamar river ein Haus gebaut. Dort lebt sie mit Marcus zusammen, der einst als Backpacker aus Bayern nach Australien kam und bei einer Autopanne Dorotheas Erste  Hilfe bekam und bei ihr wohnen konnte. Mittlerweile leben die Beiden seit mehreren Jahren zusammen und haben ihre Entscheidung in Tasmanien ihren Traum von Freiheit zu verwirklichen nicht einen Moment bereut.

Ich selbst hatte Dorothea vielleicht zweimal in Deutschland gesehen und wusste von meinem Vater nur, dass ich unter anderem als Kind mit ihr in unserer gemeinsamen  Heimatstadt  Hamm-Herringen gespielt hatte. Aber daran konnte ich mich weiß Gott nicht erinnern !
Ein paar Emails hatte ich ihr im Vorfeld meines Besuchs geschrieben und schon lud sie mich in ihr Haus ein.
Ich traf auf paradiesische Verhältnisse: eigenes Zimmer mit super Bett und TV, eigenes Bad und Marcus stellte mir sein Mountain  Bike zur Verfügung,



musste ich mich doch in Form bringen für den 80 km overland track vom Cradle Mountain bis zum Lake St.clair  Mitte des Monats, schließlich  konnte ich auf Bali ja wetterbedingt fast nur faulenzen.

Und so habe ich viele FahrradTouren



entlang des tamar  river gemacht :



flussaufwärts bis Exeter und zurück,  so ca. 20 km. Oder auch schon mal zum Einkaufszentrum woolworths um Milch oder Croissants zu holen.
Übers Essen brauchte ich mir allerdings die wenigsten Gedanken zu machen. Von Langusten



und Haifisch bis hin zu japanischen Delikatessen habe ich alles serviert bekommen und mit Genuss verzehrt , was ich vorher noch nie probiert hatte.
Um mich ein bisschen für  diese Premium Unterkunft zu revanchieren habe ich ein wenig Hausarbeit und Gartenaktivitäten beigesteuert, unter anderem Rosenschneiden, geht alles !
Aber Dorothea und Marcus haben mich nicht nur gut versorgt, sondern sie wollten mir auch möglichst viel von ihrer Insel und ihrem Alltag dort zeigen.

Dorothea zum Beispiel hat die australische Wettleidenschaft adaptiert und so kam ich in den Genuss mehrerer  Kasinobesuche.





beim ersten mal 'nur' zum essen, beim zweiten mal aber dann mehr als 5 Stunden zocken, also nicht ich, das hätte mein Budget schon nach 10 Minuten gesprengt. Aber Dorothea konnte schon mal mehrere Stunden an den Spielautomaten sitzen, ohne Verluste mit viel Freispielen und ab und zu auch Jackpotgewinnen.
Diese Zeit nutzte ich für  intensive Beobachtungen rund ums Kasino in Tasmanien. Das Kasino dort unterscheidet sich grundlegend vom deutschen Vergnügungstempel.
Erstens gibt es keine Kleiderordnung - man sieht sowohl Männer in Shorts als auch Frauen im Abendkleid -, zweitens trifft man sich im Kasino auch zum Essen und drittens gewinnen tun natürlich mehrheitlich immer die Maschinen. Eine der besten Freundinnen von Dorothea hat im Launceston Country Club Casino ihr ganzes Geld verspielt !
Und auch in speziellen Pubs



gibt es immer einen Raum mit Automaten, der Australier hat eine gambling passion.Gut dass man in den Pubs auch Billard spielen und ein gutes Bier



trinken konnte, sonst wäre es Marcus und mir mitunter doch langweilig geworden.

An einem anderen Tag sind wir zu den  dog races  in Launceston gefahren, Wetten für  das Proletariat, aber auch da habe ich nichts gewonnen, war vielleicht auch besser so :


.

Dorothea hatte beim Pferderennen an gleicher Stelle ein paar Wochen vorher eine nicht genannte Summe auf das deutsche Siegerpferd gesetzt und richtig abgesahnt.

Mut zum kalkulierten Risiko hat Dorothea auch mit ihren Immobiliengeschäften bewiesen. So versuchte sie mir mehrfach klar zu machen, dass man nicht sparen solle, sondern das Geld in den Kauf von Häusern investieren müsse, damit man reich wird. Okay, ein Objekt von ihr stand in Launceston schon lange leer und bereitete somit keine echte Freude. Meine Begeisterung in dieser Hinsicht hielt sich in typisch  deutschen Grenzen.

Auf einem anderen Gebiet ließ  ich mich gerne verführen.
Marcus hatte das Weingeschäft von Dorothea übernommen und veranstaltete wine tastings für  europäische Weine auf Tasmanien durch.
Nun muss man wissen, daß es auf Tasmanien riesige Weinanbaugebiete gibt.



Die Qualität  dieser Weine kommt aber oft nicht an die der europäischen Konkurrenz heran. An einem Nachmittag hatte ich das Vergnügen an einem dieser wine tastings teilnehmen zu dürfen. 10 Weine und Schnäpse wurden in einer geselligen Runde von 15 Gästen eines Lehrerehepaars verköstigt  und bei Gefallen bestellt.



Diese Weine kommen von Deutschland über Melbourne nach Launceston, wo sie eine Mitarbeiterin von Marcus' Firma euro wines tasmania ausliefert. Der Hit der Weinprobe war auch an diesem Nachmittag der black  forest devil,  ein Kräuterschnaps mit 51 %, den wollten alle !
Fahren hätte ich übrigens nicht mehr können nach der Weinprobe !



Es gab in der Nähe von Launceston einen Ortsteil mit dem Namen Grindelwald, da hatte jemand aus der Schweiz die Idee ein Stück Heimat architektonisch in den Südpazifik zu verpflanzen. Hart an der Kitschgrenze,  vor allem das Haus mit der extremen Weihnachtsbeleuchtung, die Stromrechnung möchte ich im Januar nicht bezahlen.  :




Apropos bezahlen, ich war ja mit dem Flieger in Hobart  gelandet und mit dem Bus Tassielink für  28 Dollar nach Launceston gefahren, Spezialtarif für  backpacker, egal welchen Alters.



Und auch in Launceston bin ich oft mit dem Bus unterwegs gewesen. Die Strecke von Legana nach  Launceston, so ungefähr 18 km, kostete erst 5,10 Dollar, hinterher nur noch 1,90 Dollar , da musste ich allerdings noch ein kleines Stück laufen




Die Busse waren immer pünktlich und gut besetzt und ein Busfahrer war für  mich der Prototyp  tasmanischer Freundlichkeit.  Er hielt mit jedem Gast  ein Schwätzchen, ob Punker oder Seniorin, kannte jeden und Kommunikation hatte bei ihm Vorrang vor sklavischer Pünktlichkeit. Klasse, der Mann, für  viele vielleicht  der einzeige Ansprechpartner am Tag.

Ganz schnell ins Gespräch über Gott und die Welt kommt man in Tasmanien/Australien auch auf den farmers markets, die meist am Wochenende veranstaltet werden.
Es handelt sich dabei um eine Mischung von Flohmarkt  und einer Vielzahl von Marktständen, die Obst und Gemüse,  aber auch Delikatessen aus aller Welt anbieten. Als freiwilligen Eintritt zählt man ein paar Cent



und lässt sich dann mal einfach so durch das Marktgeschehen treiben.
Ich habe mit Marcus  und Dorothea zwei dieser Veranstaltungen besucht, am Samstag den in Launceston und am Sonntag den in Evendale.




Klar hatte ich den Vorteil,  dass meine Gastgeber natürlich viele Bekannte und Freunde trafen und alle wissen wollten, wer ich denn sei und was ich so machte, aber auch ohne Begleitung hätte sich schnell das eine oder  andere Gespräch ergeben. In Evendale auf dem Land war es rustikaler und das Flohmarkt-segment dominant, in Launceston in der Stadt ging es mehr ums essen, sehen und gesehen werden. Beide Märkte haben mir gut gefallen, sehr lebendig, authentisch und volksnah. Da sitzt der Yuppie neben dem Arbeitslosen und schon sind die Klassenunterschiede zumindest für einen Moment ausgeblendet. Eigentlich genau dass, wozu der Markt von seinem Ursprung her gedacht war.



Launceston hatte neben dem Markt noch eine Reihe anderer Sehenswürdigkeiten zu bieten, das Museum for old and new arts, cruises auf dem tamar river,



die wetlands,




eine marina,



und vor allem die gorge, eine Schlucht, die unmittelbar von der Stadtmitte schnell zu Fuß zu erreichen ist. Am Ende der Schlucht eine suspension bridge und ein Freibad,





natürlich ohne Eintritt, sowie aufdringliche und immer hungrige, Freilauf-Pfauen, die einem schon mal den Kuchen  vom Teller klauen. In der Schlucht ist freeclimbing ausdrücklich erlaubt und viele Bürger von Launceston nutzen die Schlucht in ihrer Mittagspause für  einen kleinen Spaziergang.

Mit Marcus habe ich aber auch den Norden von Tasmanien näher kennengelernt.  Er hat mich auf eine Auslieferung von Wein an Kunden im Nordwesten der Insel mitgenommen und mir danach einige besonders schöne Stellen an der Küste gezeigt. Auf dem Weg waren mir schon die vielen poppy-Felder aufgefallen,  die sich hervorragend  zum Fotografieren eigneten.



Dass sie eingezäunt und mit Warnschildern 'Betreten verboten' versehen  waren, ist mir gar nicht aufgefallen. Erst als Marcus mir vom Opiumanbau Tasmaniens erzählte, wurde mir so einiges klar.
Wir haben an diesem Tag noch table cape, Burnie und Penguin besichtigt.






In Penguin kommen bei Einbruch der Dämmerung die kleinen Pinguine an Land, wir haben uns im Hellen einen Riesenburger geleistet und Fotos neben einem Weihnachtspinguin geschossen.




Dorothea hat mir dann einen Teil des Nordostens von Tasmanien gezeigt. Wir sind den tamar river entlang flussaufwärts gefahren und haben ihn über  die bat bridge überquert.



Von dort war es nicht mehr weit bis nach Georgetown und die pilots bay, wo der tamar river in die bass strait mündet.





Im coxwain Café habe ich dann meine ersten anzacs biscuits gegessen, sehr lecker und eine der australischen Spezialitäten.



Auf der Rückfahrt  nach Legana haben wir  dann ab und zu einen Zwischenstop eingelegt um Käse, Wein, Schokolade oder Eis zu probieren. Diese Verköstigungsstationen sind sehr beliebt bei den Australiern und immer gut frequentiert.







Mir ging es also wirklich einmalig gut bei Marcus und Dorothea in Legana, aber ich freute mich dennoch tierisch auf den overland track,  den Marcus am liebsten mitgemacht hätte.





Back to nature, kein Strom, kein Internet, keine Toilette, kein Fernsehen, und alles selber schleppen, das war die Ansage unserer guides beim Briefing in einer Lagerhalle im nördlichen Teil  von Launceston. Unsere guides Lilly und Will kontrollierten sehr genau unsere Ausrüstung und intuitiv entschied ich mich für den Ruck- und Schlafsack  von tasmanian expeditions sowie einen walking stick. Wie gut diese Entscheidung war, konnte ich da noch nicht ermessen.
Als ich mich von den anderen sehr netten Teilnehmern der 80km-Wanderung als Erster verabschiedete, um den letzten Bus zurück nach Legana zu bekommen, konnte ich noch nicht ahnen, dass die größte Herausforderung meines Lebens auf mich wartete. Ich dachte noch, härter  als Afrika  kann das eigentlich nicht werden - keine wilden Tiere, Wetter nicht zu heiß und eine kleine Gruppe  von 10 Teilnehmern, was sollte da schon passieren ?



Am nächsten Tag um 7 Uhr wurde es dann ernst. Mit einem Taxi fuhr ich zum verabredeten Treffpunkt und dann weiter mit einem Bus zum basecamp am Cradle Mountain, es war merkwürdig still während der Fahrt, einmal ein Zwischenstopp noch, der letzte richtige Kaffee und eine ordentliche Toilette.





Nach 2 Stunden dann der erste Knaller , Rucksack aufsetzen, ich dachte im ersten Moment, die 17 kg hauen mich glatt um, aber um die Balance zu halten, hatte ich ja den walking stick.
Und dann ging es los, vorne abwechselnd Lilly  oder Will, der/die andere entsprechend am Ende der Gruppe. Und das Feld der Wanderer konnte sich schon mal bis auf 20 Minuten auseinanderdividieren.
'Jeder nach seinem Tempo', hatte Will uns eingebläut. 
Ich bin gern mit Will oder Tim gelaufen, meistens vorne weg, Will immer voll durch die tiefsten Schlammlöcher, der Natur wegen, sagte er, es hat ihm aber auch richtig Spaß gemacht. Er hatte ja auch sündhaft teure wasserdichte Schuhe, in meinen fühlte sich das nach kurzer Zeit so an, als würde ich Wassertreten  mit Socken machen. Und das ging nur, wenn man in Bewegung blieb, jede Pause war der Horror !
Aber gottseidank hatten wir ja erst einmal 3 Tage richtig gutes Wetter, an denen ich mir voll die Ohren verbrannte, wer denkt auch an die Lauscher beim eincremen ?





Zur Streckenführung werde ich im Blog keine Details nennen, das könnt ihr alles unter

http://www.tasmanianexpeditions.com.au/index.php?section=trips&id=282

nachlesen, ich werde meinen Bericht allerdings mit den Fotos aus der Gruppe ergänzen, Google drive sei dank.





Der overland track ist sehr abwechslungsreich, Kletterpartien, Regenwald, Sumpfgebiete, Hochplateaus, Seen, Wasserfälle - eigentlich von allem etwas dabei und das macht auch den Reiz dieser Aktivität aus. Und mit Lilly und Will hatten wir zwei Naturexperten dabei, die auf all unsere Fragen die Antworten hatten.





Lilly hatte Journalistik und Englisch an der university of tasmania studiert und  kam aus Beauty Point an der Nordküste. Irgendwie passte das, denn sie sah echt verdammt gut aus, selbst in Wandersocken und wenn sie lächelte, ging die Sonne auf.
Vor allen an den Regentagen hat sie mich damit oft zum Durchhalten motiviert, danke dafür,  Lilly!





Will war ebenfalls  eine Granate. In seinem Facebook-Account schreibt er von sich, er hätte  den bachelor of procrastination, mit anderen Worten, Studium abgebrochen ;-). Genau das ist Will, astreiner  Humor, manchmal etwas sarkastisch, aber total gut drauf, der Typ. Und immer in kurzer Hose, schlies immer unter freiem Himmel, ein sehr guter Beobachter und Geschichtenerzähler, kochen war ihm eher lästig.





Ja und dann waren da ja auch noch die anderen neun Freunde, zu denen die anderen Gruppenmitglieder schnell wurden.
Mein Zeltpartner Stefan, ein Doktor aus Frankfurt, so um die 40, gut ausgerüstet und wie ich Biker und Frühaufsteher. Oft waren wir vor den guides am Start. Ist aber auch kein Wunder, wenn man um 21.00 Uhr in den Schlafsack kriecht.





Es waren außerdem noch 6 weitere Singles am Start:
Tim, dünn wie Harro aber zäh und eher schweigsam. Er stand oft minutenlang in sich versunken da und hat die Natur aufgesaugt. Am Ende plagten ihn Rückenschmerzen.
Dann G aus Sri Lanka, der jobbedingt in Sydney wohnte und arbeitete, irgendwas mit Computern. Er machte super Fotos und war der Google drive Experte. Ausserdem mutierte er zum wombat und wallabee - Flüsterer für Carrie.  Auch er hat nicht viel gesagt, ruhte wohl in sich selbst.
Dazu Tom, ein Marine aus Australien, sehr humorvoll und kommunikativ, ein echter Kumpeltyp, ich glaub, dem konnte es gar nicht wild genug werden. Ich hab ihm meine Apfelchips geschenkt. Tom hatte ein Einzelzelt  und war meistens der Letzte morgens, oft suchte er auch etwas.
Frauen hatten wir natürlich auch dabei:
Michelle, Jung- Lehrerin für Mathematik aus Melbourne, sehr nett und unkompliziert. Wir haben uns viel über Schule und andere Dinge unterhalten.
Dann noch Dana, die mit ihrer Mutter Maureen aus Hobart angereist war. Dana hatte große  Probleme mit ihrem Knie, die Stefan aber soweit behandeln konnte, dass sie nicht mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden musste. Wir haben einmal ihr Gepäck unter uns  aufgeteilt. Dana arbeitete als Trainerin bei einer Fluggesellschaft.
Ihre Mutter Maureen war eine Seele von Mensch, sehr freundlich und zugewandt, man konnte klasse mit ihr plaudern. Sie quälte sich von uns allen  am meisten, fand aber letztlich ihr Tempo und erreichte das Ziel.
Fehlen noch Carrie und Paul aus Queensland, ein Lehrerehepaar, seit 23 Jahren verheiratet. Oft habe ich mich gefragt, wie hält Paul das aus ? Carrie war ein Vulkan, immer am reden und gestikulieren, fast eine all-time Show diese kleine Frau, sicher die Lieblingslehrerin bei ihren Schülern.Sehr sympathisch, wissbegierig und emotional. Sie hat fotografiert wie der Teufel, bin mal auf ihren Google drive Beitrag gespannt.
Und zu guter Letzt Paul, der mich immer an Paul Griffin aus unserem Kollegium erinnert hat. Mit einer stoischen Ruhe ausgestattet musste er sich ganz schön anstrengen,  das Ziel hat auch er mit Bravour erreicht.





Was machte also den Reiz wie gleichermaßen auch die Herausforderung unserer gemeinsamen Wanderung aus ?

Zum einen sicherlich das unberechenbare Wetter, 3 Tage zu Beginn waren wir auf der Sonnenseite,  die lucky ones, herrliche Panoramaaussichten, nachts nicht zu kalt und tagsüber nicht zu warm, selbst baden konnten wir im lake  windermere.
Dann wurde es kälter und nasser, und die Idylle mutierte zum survival training . Wer Campingerfahrung hat, weiß,  nichts ist unangenehmer als Wassereinbruch in Schuhen und Zelten, da darf man nachts nicht aufwachen, weil wieder einschlafen bei 2 - 4 Grad ist nicht ganz so leicht, selbst für  einen ausgewiesenen Backofentyp wie mich. In der letzten Nacht bin ich dann auch um 02.00 Uhr mit Sack und Pack vom Zelt in die Hütte gewechselt. War zwar hart ohne Matratze, aber wenigstens trocken.

Zum anderen waren sicherlich auch die langen Strecken anspruchsvoll , die wir mit dem schweren Rucksack bewältigen mussten. Auf einen langen folgte allerdings immer ein kurzer Trip, auch wenn bei Will aus 1 km schnell mal 3 km wurden :-).

Was uns immer wieder aufgebaut hat, war die Verpflegung durch die guides.  Unfassbar, was die so täglich noch zusätzlich geschleppt haben. Ein Teil wurde ja von tasmanian expeditions Mitarbeitern zu den Hütten gebracht. Und ein anderer Teil wurde am Morgen in food packets an uns ausgegeben. Früh gab es dann Müsli oder porridge,  Tee und Kaffee.  Zum Lunch meist delikate wraps und zum dinner Spaghetti,  Pasta, Reisgerichte oder  mushroom  stroganoff + Dessert.  Alles war sehr lecker, selbst porridge habe ich gegessen. Zwischendurch hin und wieder Schokolade oder Kekse. Jeder einzelne hatte noch einen Vorrat an Müsliriegeln und eine Tüte mit Nüssen und Süßigkeiten. So ausgestattet kam man eigentlich ganz gut durch den Tag. Wasser bester Qualität hatte man unterwegs immer.
Schwieriger gestaltete es sich  da schon mit der Hygiene vor Ort. Die Toiletten waren okay, meist als auf Holzpfosten  gesetzte Plumpsklos im Doppelpack,  die Exkremte fielen dann ca. 2 m tief und wurden im Anschluss  ans Geschäft mit einer Art Sägespäne abgestreut. Und von Zeit zu Zeit wurde der gesamte Toiletteninhalt per Helikopter  als landfill benutzt. Neben den Toiletten waren immer die Regenwassertanks platziert, an denen man die Katzenwäsche erledigen konnte. Das Wasser war glasklar und von bester Qualität und wurde natürlich  auch  zum Auffüllen unserer Wasserflaschen benutzt.
Die richtigen Campingfreaks waren allerdings alle mit infusionsbeutelartigen Plastikbehältern mit Trinkschlauch ausgestattet und konnten so bequem während des Wanderns Flüssigkeitsverluste ausgleichen. Ich musste immer erst den Rucksack absetzen, das überlegt man sich gut.
Auch für  die Nacht gab es 1. und 2.Klasse Equipment. Meine Stirnlampe hatte ich mir von Marcus geliehen, sie war schon etwas älter und gab nicht viel Licht ab. Andere Modelle von den Profis waren die reinsten Scheinwerfer und leuchteten auch in rot. Gerade bei Toilettengängen in der Nacht und beim Besuch einer alten Mine waren die Besitzer solcher Fluter klar im Vorteil.

Ansonsten macht zelten bei gutem Wetter einfach viel Spaß und gibt einem das Gefühl  von Freiheit.  Bei Regen und Kälte  hat es sich aber schnell mit Romantik, klamme Finger,
Magnums an den Schenkeln und undichte Stellen im Zelt machen die beste Stimmung kaputt, sollte man meinen.

Aber irgendwie war es dann doch anders. Wir mussten über unsere Grenzen gehen, viel aushalten als Gruppe und das hat uns stolz gemacht und geholfen immer weiter zu wandern. Ich hab oft an den Spruch von Oliver Kahn gedacht: weiter, immer weiter ! Raus aus der Komfortzone,  zum wiederholten mal, es lohnte sich und diese herrlichen Landschaften machten das Ganze mehr als erträglich. 
Als wir unser Ziel am lake st.clair erreichten, war die Stimmung bei allen fast euphorisch, und das nicht nur, weil Lilly  uns einen Hamburger versprochen hatte. Spontan verabredeten wir uns zu einem Pubbesuch am Abend in Launceston, und 9 von 12 aus unserer Gruppe ließen sich  dann auch abends geduscht, rasiert und gut riechend das ein oder andere Bier schmecken.

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Wir waren uns alle einig, der overland  track ist eine der schönsten erlebnisse, die man auf Tasmanien haben kann.
Wie gut, dass mir Herr Dönnecke von der Flugbörse in Lippstadt  davon erzählt hatte !  

Am Samstag Morgen hieß es dann früh aufstehen, Rucksack packen und auf zum transit centre von Tassielink in Launceston.



Die zwei oder auch drei Biere vom Vortag wirkten noch nach und so genehmigte ich mir kurz vor der Abfahrt  des Busses in Richtung Hobart noch 2 Spiegeleier auf Toast. Im Bus konnte ich dann endlich in Ruhe mein Tagebuch vervollständigen, das mir beim Blogschreiben eine große Hilfe ist. Gerade die kleinen  Details geraten  allzu schnell  in Vergessenheit.
Von Hobart City waren es dann nochmal 20 Minuten Busfahrt in Richtung Norden in den Ortsteil Moonah, wo das Martin Cash Motel mein Quartier für  die Tage über Weihnachten sein würde.  Das Motel lag am Rande des Gewerbegebiets Derwent Park an der main road. Was für  ein Unterschied zum overland  track.  Hatte aber auch Vorteile, in unmittelbarer  Nähe  gab es alle preiswerten Restaurants zum Überleben: dominos  pizza, china diner, kfc,  MC donalds,  praties,  fish&chips, Burger und zum einkaufen woolworth,  target  & coles. Im Motelzimmer war ein Wasserkocher und ein Toaster vorhanden, die Lebensmittel kaufte ich mir im Supermarkt. Der Toaster löste X2 den Feueralarm aus, eine unmittelbare Reaktion darauf habe ich nicht wahrgenommen.
Der andere Standortvorteil des Motels bestand in der Anbindung zur Innenstadt über den cycleway. Nach ca. 8 km hatte ich Hobart  City erreicht, zurück  nahm ich hin und wieder den Bus, bezahlt wurde mit der Green card, die individuell aufgeladen werden konnte. So habe ich vom Motel aus alle Sehenswürdigkeiten der Stadt zu Fuß erkundet:





den salamanca market, battery point und den Botanischen Garten und das Mona, Museum für alte und moderne Kunst.
Vom overland  track war ich das Laufen ja noch gewohnt, in Hobart sind noch einmal so 120 km dazu gekommen. Meist war ich am späten Nachmittag  wieder im Motel,  holte mir den täglichen Internetvoucher und schrieb den Blog. Auch in Hobart traf ich auf sehr kontaktfreudige Menschen, mit denen  ich  immer mal wieder ins Gespräch kam und die mir wertvolle Tipps zu Hobart verrieten.







Was mir allerdings arges Kopfzerbrechen bereitete, war die Frage meines Quartiers vom 26.12. - 30.12.14.
Alles ausgebucht im mittleren Preissegment, hieß  es da immer wieder. Auch meine alternative Mietwagenvariante mit angedachter Übernachtung im Auto  wurde ein ums andere  Mal  storniert. Es war zum verzweifeln, ich sah mich schon unter der Brücke  schlafen.
Und dann hatte ich doch Glück bei einem meiner letzten Besuche in der Tourist Information von Hobart. Die total erkältete nette Dame am accomodation Schalter konnte in Sachen Mietwagen auch nichts machen, ein Porsche und ein Audi TT für  230 Dollar pro Tag waren die einzig verfügbaren Autos auf ganz Tasmanien, unglaublich !
Aber was eine Unterkunft betraf, kam die Info-Frau auf die Idee mal in der Uni von Hobart nachzufragen, ob da nicht noch Zimmer von Studenten frei wären, die in den Semesterferien nicht in der Stadt waren. Ich also gleich los und vor Ort nachgefragt. Und mit Hilfe einer Frau vom institute of teaching and learning gelang es am Heiligabend in der Uni ein single room für 220 Dollar zu buchen. Das war wie ein Weihnachtsgeschenk zur rechten Zeit ! Beschwingt machte ich mich zu Fuß auf den Rückweg ins Motel, nur um kurz zu duschen, wollte ich doch um 23.00 Uhr noch die Mitternachtsmesse in der anglikanischen st.david's church besuchen



Ich hatte recherchiert, dass das durchaus per Bus möglich  sein  sollte.  Cathy von der Rezeption warnte mich allerdings vor nächtlichen Busfahrten , da käme es schon mal zu Pöbeleien und Randale von meist jugendlichen betrunkenen Teenagern. Aus meiner Zeit als Sozialarbeiter kannte ich dieses Phänomen gut und ließ mich davon nicht abschrecken. Die Fahrt nach Hobart verlief problemlos,  der Bus war nur halb gefüllt. Die Messe mit Chor begann im Dunkeln und wurde dann durch eine Kerze jedes einzelnen Besuchers illuminiert,  sehr stimmungsvoll untermalt von silent night, präsentiert vom gemischten Chor. Die Predigt hatte stark politischen Charakter, Australien/Tasmanien befindet sich zur Zeit in einer wirtschaftlich angespannten Situation und viele Familien müssen mit wenig Geld auskommen.
Nach der Messe befanden sich an der Bushaltestelle nur 2 Jugendliche, die gerade von der Polizei kontrolliert wurden, wahrscheinlich wegen Alkohol. Das fängt ja gut an, dachte ich, um dann nach 15 Minuten Warten festzustellen,  dass der Bus nicht kam. Immerhin war jetzt auch in Australien christmas day und damit galt der Feiertagsfahrplan, hätte ich mir auch denken können!
Mir blieb nichts anderes übrig als mit dem Taxi für  15 Euro ins Motel zu fahren.Die Stadt war so menschenleer, dass mein indischer Taxifahrer Feierabend machte, nachdem er mich im Martin Cash Motel abgesetzt hatte. Nur in  Zimmer 17 brannte noch Licht.
Dieser christmas day stellte mich dann noch vor eine weitere Herausforderung. Auf meiner morgendlichen Wanderung in die cornelian bay hatte ich schon registriert, dass einkaufen oder essen gehen selbst in Australien doch Grenzen hatte, eine war heute. Ich machte mich prophylaktisch schon einmal mit dem Gedanken vertraut, die Reste aus dem Kühlschrank im Motel essen zu müssen.
An der cornelian bay fiel mir Hobarts Zentralfriedhof auf und mit einem älteren Ehepaar kam ich bei der Betrachtung der in streng West-Ost-Richtung positionierten Gräber ins Gespräch  über  die Sinnlosigkeit von Kriegen. Das Ehepaar stammte aus England und war während des 2.Weltkiegs vor den Deutschen fliehend aus England ausgewandert.Ich erzählte ihnen von der Flucht meiner Eltern aus Polen und wir waren uns einig, dass die Kinder dieser Welt in den Schulen zu friedliebenden Menschen erzogen werden müssen.
Habe dann abends tatsächlich doch noch etwas Warmes zu essen gefunden. Im China diner war man sich über die Gunst der Stunde im klaren und servierte ein monopolistisches Asia Buffet.
Mit schwerem Gepäck  machte ich mich am folgenden Tag auf den Weg zur Uni Hobart



und dann die letzten 500 Meter den Berg hoch bis zu den Studentenwohnheimen per pedes .



Der Blick über  die sandy bay entschädigte für  den strapaziösen Aufstieg, mein Zimmer klein aber fein, mit Kochgelegenheit und Dusche vis auf vis auf dem Flur



2x noch  ging ich an diesem Tag runter ins Tal, einmal zum einkaufen und dann in eine Pizzeria, mehr ging nicht mehr, und da ich keinen Fernseher hatte, kam ich endlich dazu in meinem neuen Buch zu schmökern.






Übrigens konnte ich von meinem Zimmer aus den Zieleinlauf der Yachten des Rolex Sydney-Hobart Rennens 2014 beobachten und fotografieren.




:

Von diesem neuen Uni-Standort hatte ich natürlich  extrem bessere Möglichkeiten vor allem den salamanca market und battery point  von Hobart zu erkunden. Beides sind die Highlights am Samstag,  wenn der Markt Tausende von Einheimischen und Touristen von außerhalb in die Stadt lockt.




Meine Idee den Blog Tasmanien in der Bücherei von Hobart zu vollenden, musste ich allerdings canceln, die war dann doch geschlossen zwischen den Jahren. Aber mit dem Erwerb einer bluetooth-Computermaus und eines big air -Internettickets der Uni wurde auch das bloggen sehr komfortabel.








Letztlich blieb sogar noch Zeit den Mount Wellington zu besteigen, das Wetter war an diesem Sonntag super, Sonne pur und angenehme 24 Grad schon am frühen Morgen.
Ich hatte mich entschieden den Weg über die pinnacle und zizag trails zu nehmen, musste aber erst einmal die Landstraße bis zur fern tree tavern auf Asphalt bewältigen,  da so früh keine Busse fuhren.
Der wunderbare Wanderweg und vor allem der atemberaubende Ausblick auf Hobart vom Gipfel des Mount Wellington entschädigen aber für  alle Strapazen.
Auf dem Rückweg gönnte ich mir eine Pause in der fern tree tavern mit Cola und ham&cheese Sandwich. Auf den Bus in die Stadt wollte ich dann nicht warten, dafür ging ich viel zu gern zu Fuß.
Nach 6,5 Stunden hatte ich dann doch genug und ließ es mir in einem Fischrestaurant  an der sandy beach bay schmecken. Der Weg hoch zur Uni war dann allerdings etwas beschwerlich und meinen eigentlich für  abends noch geplanten Besuch des Festivals 'Taste' verschob ich spontan auf den nächsten Tag.

Auch der gab wettertechnisch alles, beim Blogschreiben morgens saß ich im Slip am Schreibtisch,  so knallte der Lorenz auf die Uni.

 

Und am Nachmittag auf der 'Taste' das gleiche Spiel.



Die 'Taste' ist so eine Mischung aus Oktoberfest, Festival und Farmers market. Alles was laufen kann ist auf den Beinen, welch ein Unterschied zur Ruhe während  der Wanderung am Vortag. 5 Stunden habe ich mir diverse Bands angehört, einige tasmanische Delikatessen probiert oder einfach nur so dem Trubel zugeschaut.





Dann bin ich ein letztes mal den Berg hoch in mein Quartier, morgen sollte ich Tasmanien nach mehr als 4 Wochen in Richtung Iris und Neuseeland verlassen.

Habe ich es eigentlich schon geschrieben: hier komme ich auf alle Fälle noch mal hin, ein Land zum verlieben, und Iris wartete in Auckland auf mich !!!





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