Sonntag, 2. November 2014
5. Afrika - the highlights I - die Menschen
Es ist kurz vor neun im Computerraum des Swiss Belresort Watu Jimbar auf Bali und ich habe nahezu professionelle Bedingungen am Blog weiterzuarbeiten. Okay, das Z ist nicht da, wo es in Deutschland ist, aber ansonsten perfekt !!!
Ich nutze die Zeit bis zum pick up meines Passes mit der Visumsverlaengerung bis zum 1.Dezember im immigration office von Sanur, um einen der wichtigsten Beitraege ( wo sind die Umlaute ??? ) ueber Afrika zu dokumentieren, den ueber die Menschen.
Nicht nur mein Cousin im verregneten und kuehlen Braunschweig wartet darauf.

Die afrikanischen Menschen haben mich sehr fasziniert, ganz bewusst hatte ich so gut wie keine Vorinformationen eingeholt, Vorurteile nimmt man natuerlich immer mit auf Reisen. Keine Buecher gelesen, wie auch bei dem straff organisierten deutschen Alltag in Schule und Privatleben, nicht nochmal Out of Africa geschaut, also ziemlich unvoreingemommen an die ganze Sache rangegangen.

Und 7 Adjektive bringen es fuer mich auf den Punkt, Afrikaner sind definitiv:

KOMMUNIKATIV - AMBITIONIERT - GESPALTEN - AMBIVALENT - VORSICHTIG - INTERESSIERT und STOLZ

Ich werde versuchen mit kleinen Geschichten deutlich zu machen, wie ich auf diese Be-/Zuschreibungen gekommen bin.

Alles fing ja in Kapstadt an, nach einem langen Flug von Duesseldorf ueber London und Johannesburg. Das klappte alles wie am Schnuerchen, perfekt organisiert, danke Herr Doennecke von der Flugboerse in Lippstadt, und auch mein Fahrer Paul in Kapstadt stand puenktlich bereit um mich zu meinem kleinen Hotel in der Innenstadt zu bringen. Hatte ich schon irgendwie nicht so reibungslos erwartet.
Und dann passierte auf der Fahrt vom Flughafen zum Hotel doch das erste Aussergewoehnliche. Direkt neben unserem Taxi flog einem anderen Wagen in voller Fahrt bei ca. 80 km/h die Motorhaube weg, einfach so ! Ich glaube mich zu erinnern, dass Paul noch nicht mal in den Rueckspiegel geschaut hat, mir war jedenfalls ein maechtiger Schreck in den nachtfluggeplagten Alabasterkoerper gefahren ! Das fing ja gut an und ging bei der Ankunft im Hotel weiter so. Sehr freundlicher Empfang durch einen Steve, der mich dann aber gleich eine Strasse weiter zur eigentlichen Unterkunft bringt. Sehr schoen gelegen im Bookap-Viertel von Kapstadt, wo einst die Sklaven wohnten und das sich gerade fuer die Touristen herausputzt, viel Farbe und noch mehr Sicherheit. Bis ich mit Steve in meinem Zimmer bin, muss ich 3 Sicherheitsschleusen ueberwinden. Vorm Haus, vor der Eingangstuer und vor meinem Zimmer, so aehnlich muss Stammheim gesichert gewesen sein. Und bloss nicht nachts alleine rausgehen, gibt mir Steve noch mit auf den Weg, dann sehe ich ihn zum letzten Mal. Irgendwie beruhigend ist das nicht, aber in Kapstadt habe ich mich nicht einmal unsicher gefuehlt, auch abends nicht. Die Stadt aehnelt an vielen Stellen Hamburg oder London und die Problemviertel sollte ich erst viel spaeter kennenlernen.
Wie hilfreich die Menschen sind, durfte ich bei einer anderen Gelegenheit in Kapstadt erfahren. Um handymaessig erreichbar zu sein, musste ich mir eine SiM-Karte aus Suedafrika besorgen bzw. das erledigen fleissige Helfer, in diesem Fall Mitarbeiter des Hotels, in dem ich fuer 2 Tage wohnte. Klappte auch ganz gut, war spottbillig und sollte fuer lange Zeit in Afrika die letzte Moeglichkeit gewesen sein problemlos zu telefonieren.
In den anderen afrikanischen Staaten funktionierten die SIM-Karten nicht oder es waren gar keine stabilen Netze verfuegbar. Eines der grossen Handicaps uebrigens, was ich fuer diesen Kontinent ausgemacht habe. Wenn sich da nicht bald etwas Entscheidendes tut, sehe ich "schwarz".
Und dann diese latente Spaltung in der Gesellschaft, ich habe sie in Kapstadt und Swakopmund festgestellt. In Kapstadt beim High Tea im Mount Nelson Hotel, meine Freundin Edeltraud haette ihre helle Freude, ich hatte sie auch und mit mir ungefaehr 40 andere weisse Gaeste. Und wer hat bedient, unauffaellig und geflissentlich im Hintergrund ? Natuerlich das farbige Personal.
25 km weiter noerdlich dann der Schock von der rechten Fahrbahnseite, eins von Kapstadts townships, kilometerlang, Huetten ohne Wasser und ohne Strom und ohne jede Hoffnung auf eine Aenderung des Status Quo der dort "lebenden" Menschen.
Der NOMAD/Truck hat nicht gehalten, ich glaube, den guides war das Ganze unangenehm und sie waren betroffen von der Aussichtslosigkeit ihrer Landsleute. Aber schon nach 10 weiteren km kam dann das grosse Einkaufszentrum mit allem PiPaPo, wie bei uns.
Ich habe lange diese frustierenden Bilder im Kopf gehabt, erst am allerletzten Tag in Johannesburg, nach dieser wunderschoenen Tour von ueber 5000 km von Kapstadt bis hin zu den Viktoriafaellen, da habe ich gedacht, die Chancen sind doch nicht soo schlecht, dass es klappen koennte mit einer Wende zum Besseren. Das lag auch an Cathy, der jungen Chefin meines letzten Hotels mitten im Problemviertel von Joburg. Der Fahrer hatte mich vom Flughafen relativ schnell an die richtige Adresse gebracht, aber dann wieder Hochsicherheitstrakt, das kannte ich ja schon! Diesmal half aber auch kein Hupen, das dicke Eisentor ging nicht einen Millimeter auf. Half alles nichts, ich musste raus, meinen Pass in die Ueberwachungskamera halten und dann gings endlich rein. Und hinter den Mauern eine gruene Oase, ca. 12 Zimmer mit Pool, Restaurant,super Service und freundlichstem Personal. Ein ganz junges Team erfuellte alle Wuensche und die Koechin war immer am singen und kochte wie eine Goettin !!! So sieht Hoffnung aus, dachte ich noch und bin am naechsten Tag voller Euphorie nach Singapur weitergeflogen.
In Swakopmund dann eine andere Geschichte mit affinem Touch. Die Stadt von 42000 Einwohnern an der Westkueste von Namibia ist touristisch voll durchorganisiert. So ein bisschen wie ein Vergnuegungspark europaeischen Zuschnitts. Man kann etliche adventures buchen. Ich hatte mich fuer Quadbiking in den Sandduenen entschieden und auf Sandboarding verzichtet, dachte ich. Aber nachdem ich mit meinem Guide dann so 1 Stunde kreuz und quer durch die Duenen gebrettert war, machten wir eine kleine Pause und, wer haette das gedacht, grub dieser nette guide ein im Sand verstecktes sandboard aus und so konnte ich dann auch noch sandboarding machen ohne irgendwelche Zusatzkosten. Beide Aktivitaeten waren uebrigens super, trotz dieses Verguegungsparkfeelings ! Und dann kam zum Finale dieser Satz meines guides, der mir immer noch nachklingt: DONT TELL THE BOSS ! Da war sie wieder,die latente Trennung der Gesellschaft. Mein Trinkgeld fiel dafuer ueppiger aus und ich habe es dem guide waehrend des Stopps gegeben und nicht am Ende der Tour im Officebereich.
In den Drakensbergen am Orange River habe ich bei einer anderen Gelegenheit Brian getroffen, der als guide mit mir im Kanu sass und mir dabei 2 Stunden lang ohne Unterbrechung von seinen Zukunftsplaenen im Tourismussektor erzaehlt hat. Bei uns wuerde man sagen, er war Fan des sanften Tourismus, hatte die high school hinter sich und sammelte jetzt Erfahrungen bei verschiedenen Camps .Er konnte seine Zuhoerer begeistern und spruehte vor Begeisterung fuer den orange river und die Drakensberge, okay, das ist auch eine fantastische Gegend da. Am Ende der 2 Stunden hatte ich uebrigens am rechten Daumen Megablasen, die mich noch 2 Wochen danach beeintraechtigten und nass bis auf die Haut war ich ausserdem , aber von Brian wusste ich jetzt alles und ich kann nur hoffen, dass sich alle seine Wuensche erfuellen werden. Ich druecke ihm ganz fest die Daumen, geht ja jetzt wieder. Brian war uebrigens ein Weisser.
Die Buschmaenner in Botswana und Namibia waren da nicht nur vom Aeusseren eine ganz andere Nummer.

Buschmann
In ihrer Klicksprache und als professionelle guides haben sie uns auf den guided walks ueber Fauna und Flora informiert, kompetent und mit Respekt vor der Natur. Das hat mir besonders gut gefallen, keine Showveranstaltungen fuer die Touris, sondern der ernsthafte Versuch Verstaendnis fuer Afrika, seine Moeglichkeiten, aber auch Bedrohungen zu vermitteln. Viel lernen konnte man bei diesen Gelegenheiten, nicht nur, dass der Buschmann fuer jede Krankheit ein pflanzliches Mittel in petto hat. Die Botschaft war immer ganz klar, save and respect nature. Die Natur ist Arikas Trumpf !!!
Von Ebola hat uebrigens in den Staaten, in denen wir unterwegs waren, keiner geredet. Das war weit weg, und wir sollten|wollten vielleicht auch gar nicht daran erinnert werden.
Im Norden von Namibia haben wir dann auch den Himbastamm

besucht, es war ambivalent, weil ein bisschen wie im Zoo, aber die ca. 15 Frauen mit ihren 40 Kindern

von 6 Maennern fielen schon durch ihre mit Erde rotgefaerbten Haare und Haut auf.



Super Schutz vor Sonne und Moskitos, aber das, was mir in Erinnerung geblieben ist von der Begegnung mit diesem Stamm ist ein kleiner Dialog zwischen unseren jungen Frauen aus der Nomadgruppe und den Himbafrauen. Diese alle schon Muetter von mehreren Kindern und die Deutschen alle Singles ohne Kinder, obwohl teilweise knapp 30 Jahre alt. Voelliges Unverstaendnis auf beiden Seiten, Kinder als Reichtum auf der einen, Kinder als Karrierekiller auf der anderen Seite, da konnte man nicht zusammenkommen. Irgendwie traurig, aber Afrika passt sich an, die Geburtenrate sinkt ! Ob das der richtige Weg ist, will ich nicht beurteilen, aber am Abend dieses Tages haben wir dann am Lagerfeuer noch lange ueber das Treffen mit den Himbafrauen geredet, immerhin ein Anfang.
Nicht vergessen darf ich bei meinen Ausfuehrungen ueber die Menschen in Afrika unsere beiden Nomad guides Cassidy und Captain, die uns viel Hintergrundwissen gegeben und Mentalitaet vorgelebt haben. Mit ihrem Stolz und ihrer gelebten Kommunikation haben sie mich von Anfang an begeistert. Sie haben Unglaubliches geleistet auf diesen mehr als 5000 km und ich glaube ganz fest, dass Afrika es mit dieser Einstellung schaffen wird. Wir muessen dem Kontinent helfen, wo es nur geht. Es ist keine Option,dass mehr und mehr ihr Heil in Europa suchen. Afrika hat soviel zu bieten ! Ihr da draussen, ueberdenkt mal euer naechstes Urlaubsziel !

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Wow!
Es ist wahnsinnig spannend dir beim Schreiben zuzuhören.
Diese Erlebnisse die du in Afrika hattest sind mal der Wahnsinn! Da werde ich mir auch definitiv mal ein Ziel hinsetzen.
Liebe Grüße Dein ehemaliger Schüler ;)

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