Donnerstag, 9. April 2015
16. HAWAII - Licht und Schatten
Es ist Samstag, der 11.04.15, und ich komm schneller zum Blog Hawaii als gedacht. Seit 2 Tagen bin ich in Costa Rica am Playa Tamarindo und es ist so heiß ( 35 °C ), dass ich zwischen 13.00 und 17.00 Uhr gar nichts anderes machen kann als Blog schreiben.
Allerdings geht das auch wieder nicht drinnen in meinem klimatisierten Zimmer, weil da das Internet nicht funktioniert. Aber im Schatten meiner überdachten Terrasse will ich das Projekt Hawaii dann mal angehen.



Im Zug von Sydney/CircularQuay zum Flughafen fiel mir zum ersten Mal auf, ich hatte mich null vorbereitet auf diese Insel im Pazifik. Irgendwie hatte ich auf meiner Weltreise bis dato immer irgendeine Vorbereitung gehabt oder Guides vor Ort, die das dann übernahmen. Für Hawaii hatte ich nix, noch nicht mal ein Visum für die USA, wie sich bei der Gepäckabgabe bei Quantas Airlines herausstellte. So ging das ja nicht, Gepäck wieder zurück und erstmal Visum besorgen. Das war jetzt kein so großes Problem, online geht ja heute fast alles radikal schnell. 15 Dollar und die Sache war erledigt und ich war wenigstens schon mal den großen Rucksack los. Im Flieger dann Wohlfuelprogramm a la Quantas, mit Speisekarte, Entertainmentprogramm und allem pipapo. Diesmal gab es 'Die Entdeckung der Unendlichkeit' über das Leben von Stephen Hawking, sehr sehenswert.

Viel geschlafen habe ich nicht in der Nacht und hellwach war ich, als uns der Pilot bei der Landung auf Oahu fröhlich mit der Ansage ' Aloha auf Hawaii - es ist Sonntag 06.45 Uhr ' begrüßte.

Wieso Sonntag ???

Ganze Nacht nicht gepennt und viel früher da als abgeflogen ?

Geht alles, wenn der Äquator und damit die Datumsgrenze überflogen wird, sich selbst überholen ist ein Kinderspiel !!! Nur mein Hotel hatte ich erst ab Montag und am Strand wollte ich auch nicht unbedingt schlafen.

Also was tun ?

Dieses kleine kalkulatorische Missgeschick passte übrigens zu anderen ersten Eindrücken, mit der sich Hawaii mir präsentierte.

Keinerlei nur duerftig bekleidete Hulahula-Damen am Start, die mir neckische bunte Blumenketten ueberwarfen, sondern ein etwa 70-jähriger Mann, der immer wieder Aloha kraechzte.

Und dann war es am regnen, ich dachte, ich bin im falschen Film !

Was blieb mir anderes uebrig, als mein Glück als erstes in meiner für den folgenden Tag gebuchten recht teuren Unterkunft zu versuchen.
Mit einem Speedi-Sammeltaxi, 5 anderen Gästen und für preiswerte 15 Dollar ging es in 30 Minuten nach Waikiki-Strand, dem Touristen-Zentrum von Honolulu.
Und je näher wir uns dieser Partymeile näherten, desto mehr dachte ich, ob das jetzt wohl überhaupt das Richtige für mich wäre nach Sydney.
In meinem Hotel Ewa Waikiki war die zusätzliche Nacht dann überhaupt kein Thema, klar, schnell mal 110 Dollar verdient, ohne Verpflegung versteht sich.



Das Hotel war ehrlich gesagt zwar keine Absteige, aber nahe dran. Was sich da so alles abspielte unter der Koordination eines schmierigen Rezeptionisten dürfte von Prostitution, Drogenhandel bis hin zu Escortservice alles umfasst haben.

Egal, sauber war es und ich hatte eine Küchenzeile für die ersten drei Tage. Danach bin ich in ein billigeres aber weitaus besseres Hotel umgezogen, und hatte ein fantastisches Zimmer im 7.Stock mit Blick auf den Honolulu-Golfplatz.



Schon auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt war mir der Müll am Straßenrand in den Außenbezirken und die Zahl der Obdachlosen in der Innenstadt aufgefallen. Das passte so gar nicht in mein Bild von Honolulu, wie es durch Erzählen-Sagen und TV geprägt war.



Dieser Ambivalenz wollte ich etwas mehr Aufmerksamkeit auch im Blog widmen.

Die hohen Hotelkosten drückten mein tägliches Budget ziemlich, gut, dass ich mich selbst versorgen konnte. Supermärkte australischen Zuschnitts gab es zwar auch, aber auf der grünem Wiese, wie überall. Ich musste in der Innenstadt mit einer der unzähligen ABC-Läden Vorlieb nehmen, mit kleinerem Warensortiment und höheren Preisen.



Dafür gab es die an jeder Ecke. Zum Frühstück gab es also auf Hawaii Cornflakes und nicht zu knapp, musste doch diese Mahlzeit bis ungefähr 17.00 Uhr satt machen.
Zwischendurch immer mal wieder Obst , meistens als Fruchtbecher für relativ kleines Geld inklusive Gabel .
Am frühen Abend dann die warme Mahlzeit, und da waren die sogenannten Food courts in den diversen Shoppingcentern in Honolulu ein Traum. Zu meinem absoluten Favoriten avancierte der Panda Express , eine chinesische Fastfood-Kette, die aber wirklich super lecker Angebote hatte.



4x habe ich mir die Panda-Platte gegönnt, Nudeln und zwei Hauptgerichte für 10 Dollar, da kam keiner der Konkurrenten mit. MC Donalds war zwar günstiger, aber mit bei weitem kleineren Portionen. Durch Teilnahme an einer Online-Befragung habe ich im Panda-Express einmal sogar ein drittes zusätzliches Hauptgericht umsonst dazu bekommen. Da wäre ich nach dem Essen allerdings fast geplatzt.

Verpflegen war also schon mal kein Problem, und Möglichkeiten zu wandern oder Sehenswürdigkeiten zu besichtigen gab es genug. Es war auch nicht zu heiß, angenehme 27 Grad und heiter bis wolkig, eine leichte Brise vom Meer sorgte zusätzlich für ein Wohlfühlklima .

Und so machte ich mich gleich am zweiten Tag auf den Hausberg von Honolulu zu besteigen, den Diamond Head Crater . Am Waikiki Strand ging es in Richtung Süden aus der Stadt raus, in den ersten Vorort von Honolulu, wo definitiv nur die Reichen und Schönen wohnten, und dann links ab, durch einen Tunnel und für 1 Dollar Eintritt den Krater hoch.



Mit mir unterwegs ein Colonel der US-Marines, die mich gebeten hatte, ein Foto von ihr am Waikiki-Strand zu schießen. Sie war auf den Philippinen stationiert und kurz vor ihrer Pensionierung, hatte aber noch eine verdammt gute Kondition und einen strammen Schritt drauf. Jedenfalls hatten wir eine derart angeregte Diskussion über den Sinn von amerikanischen Militärinterventionen überall auf der Welt, worüber ich tatsächlich vergaß ausreichend Fotos zu machen, und die Motive waren grandios. Blieb mir nichts anderes übrig als die gleiche 18 km - Tour 3 Tage später dann nochmal alleine zu machen mit den entsprechenden Fotos.













Alle anderen Hikes waren aufwendiger, da weiter entfernt von meinem Standort. Und da kamen die öffentlichen Busse ins Spiel, dem Fortbewegungsmittel Nummer 1 der Armen. Unzählige andere Anbieter karrten Millionen von Touristen in den neuesten Bussen kreuz und quer über Oahu, ganz vorne weg vor allem Grayline-Busse.

Aber ich musste sparen und das ging nur in den öffentlichen Bussen, wo jedes Ticket, egal, wie weit man fuhr, immer 2,50 Dollar kostete. Irgendwie sympathisch sozialistisch cool !



Okay, dafür hielt der Bus dann aber auch schon mal 58x auf einer Strecke von 35 km und Kūhlschrank-kalt war es in den Teilen, weil die Klimaanlage immer auf höchster Stufe lief. Mein Ziel habe ich aber stets erreicht, durchgeschüttelt, eingequetscht, aber preiswert. Und ohne diese Busse wäre nichts gegangen, Mietwagen waren über Ostern natürlich alle restlos ausgebucht.
So nahm ich morgens um 06.00 Uhr den ersten Bus, es war noch dunkel , und war gegen 08.30 Uhr immer an meinem jeweiligen Ziel.

Vier Hikes konnte ich so realisieren:

1. Den Makapuu Lighthouse Trail , ca. 20 km lang, mit fantastischen Aussichten auf das Meer und Buckelwalen und die Küste im Südosten der Insel. Ich hab diese Wanderung am Karfreitag gemacht und da schleppten tatsächlich Uni-Studenten von der Honolulu-University riesige Holzkreuze auf den Gipfel und zurück.





















2. Kaena Point, ca. 16 km, am westlichsten Punkt der Insel







3. Pali Lookout Trail, mit ca.10 km relativ kurz, aber ebenfalls sehr empfehlenswert.





Und 4. Der Ausflug zu den North Shore Beaches mit den atemberaubendsten Wellen, die ich je in meinem Leben gesehen habe.





 

 

Eine weitere Busfahrt führte mich dann zu einem absoluten Muss auf Oahu, den Pearl Harbor Historical Sites.

 

Die habe ich erst im zweiten Anlauf realisieren können, beim ersten mal kam mein Bus einfach nicht. Und als ich von Pearl Harbor wieder in die Stadt zurück wollte, habe ich sicher 30 Minuten an einer Bushaltestelle gewartet, von der der Bus gar nicht mehr abfuhr. Erst ein netter Taxifahrer half mir da uneigennützig weiter.

Pearl Harbor hat mich stark beeindruckt. Ich war rechtzeitig früh genug da um eins der early bird free tickets zu ergattern und fand mich schon um 08.15 Uhr im Kinosaal des Museums wieder, wo uns in 45 Minuten die Hintergründe des Angriffs der Japaner auf den amerikanischen Militärstützpunkt im Pazifik im 2.Weltkrieg erklärt wurde, mit teilweise schockierenden Bildern und amerikanisch emotional eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Danach gIng es auf eine Fähre,

 

die in kurzer Fahrt das USS Arizona Memorial erreicht, und das wie eine Brücke über das gesunkene Kriegsschiff gebaut wurde.

 





Im Rumpf der USS Arizona befinden sich noch etliche der Opfer aus dem 2.Weltkrieg und Öl gelangt durch ein Leck an die Wasseroberfläche.
Ich habe besonders die japanischen Touristen beobachtet bei ihrem Besuch von Pearl Harbor, aber Asiaten zeigen ihre Gefühle nicht so extrovertiert wie man es von Amerikanern oder Südeuropaäern kennt.
Lange bin ich noch in den anderen Ausstellungsräumen gewesen, die interaktiv und mit viel Liebe zum Detail konzipiert sind.
Hoffentlich bleibt der Menschheit ein weiteres ähnliches Katastrophen-Szenario wie der 2.Weltkrieg für immer erspart !

 

Was nicht mehr zu verhindern ist und in Honolulu an vielen Stellen betongewordene Realität, sind diese überdimensionalen Shoppingcenter, mit allem, was das Herz der shopaholics höher schlagen lässt.





Von Armani über Prada bis Zizzi waren sie alle vertreten, dazu die schon erwähnten Food Courts, immer free wifi und jede Menge Möglichkeiten sich auf Sesseln o.ä. auszuruhen. Der Asiate schlief da auch gern mal ein Stündchen, während seine Frau , Geliebte oder Kinder die Geschäfte stürmten.



Und in der Mitte der Konsumarkaden jeweils die open ain Freilichtbühne für folkloristische Darbietungen aller Art:

Hulalu-Musik oder Tanz, Feuerjonglage, Zaubereien oder Action Painting mit Technomusik.

 





Vieles war einfach nur peinlich, aber als das versammelte Publikum einmal vom Conferencier aufgefordert wurde einen im Trubel verloren gegangenen 5-Jährigen zu suchen und dann auch fand, da machte selbst das Kommerzkasperle-Theater Sinn.

Zwei dieser Kapitalismus-Tempel kenne ich nun ziemlich gut: das Royal Hawaiian Center und das Alona Center.

Nicht weit entfernt vom Waikiki Strand und der Honolulu-Lagune waren sie beide.



 

Und genauso voll war es auch dort immer. Viele wollten surfen lernen, andere spielten am Strand Volleyball, wieder andere wollten sehen und gesehen werden.



 

Zum schwimmen war da fast zu viel Betrieb. Zudem irritierten mich auch aal-ähnliche dünne längliche Fische, die bis in Ufernähe geschwommen kamen.

Direkt hinter dem offiziellen Strandabschnitt konnte man dann auch schon die ersten Verlierer von Hawaii finden, Obdachlose, die in ihren syphigen Schlafsack gemummelt friedlich den ganzen Tag verpennten.
Hin und wieder kam mal die Honolulu Polizei vorbei um Einzelne zu entfernen.





 




Und manchmal mussten sie einfach weg, weil eine neue Folge von 'Hawaii five O' gedreht wurde.



Aber wer dann wie ich viel und früh zu Fuß unterwegs war, der konnte das Elend überall sehen. 3 km vom Zentrum entfernt ganze Zeltanlagen, illegal am Straßenrand, mit den Habseligkeiten im Einkaufstrolley verstaut.
Andere schliefen am Strand oder in bizarren Stellungen gleich da, wo sie es tagsüber als Letztes noch hingeschafft hatten.
Die Aufnahmen dieser Menschen im Blog sind nicht von mir, soviel Würde wollte ich den Betroffenen lassen, aber alles, was die Bilder zeigen, habe ich mit eigenen Augen dutzendfach gesehen.

Im Gespräch mit zwei dieser armen Teufel waren es Krankheit und Arbeitslosigkeit, die die Existenzen jeweils zum Scheitern gebracht hatten. Ohne Geld ist das Leben wie eben überall auch an einem solchen Ort der Welt absolut nichts mehr wert .

Aus die Maus, Hulahula Overkill !

Mich hat das anfangs richtig wütend gemacht, vor allem,wenn ich sah, wie die Amerikaner mit dem Geld nur so um sich schmissen und ihre Pickup-Mietwagen stundenlang im Leerlauf laufen ließen.

Hinterher kam der Gewöhnungseffekt, ich hatte mich wie Honolulu insgesamt mit dieser Tragödie Einzelner arrangiert.
So ambivalent es auch war, Reichtum und Armut in friedlicher Koexistenz auf engstem Raum, lief wie geschmiert !

Und mittendrin ich, low budget Globetrotter, abends aber mit Golfplatzblick auf dem Balkon meines klimatisierten Zimmers im 7.Stock!



Das passte irgendwie auch nicht zusammen, Klischeecrash wuerde ich im Nachhinein sagen.

Hawaii war schon toll, aber die/das im Licht warfen ganz lange Schatten, ich glaube, der erste Ort, den ich kein zweites Mal besuchen wollte.



Und wie zur Verstärkung meines insgesamt melancholischen Gesamteindrucks dann noch eine hammerharte Ausreisekontrolle durch die amerikanischen Behörden: Socken + Schuhe aus, Ganzkörperscan, persönliches Abtasten und wipe-Drogentest - das war das Härteste, was ich bis dato erlebt hatte.

Ole'ea aloha, Hawaii ! - Ich freute mich auf Costa Rica !



 



 

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