Mittwoch, 1. Juli 2015
20. NEW YORK CITY
Nach 36 Jahren wieder mal in die Stadt, die ja angeblich niemals schläft und das nach einem einzigartigen Trip um die Welt, wo ich soviel erlebt hatte.
Ging das überhaupt, so abrupt raus aus dem kanadischen Naturparadies Nova Scotia/Neufundland und rein in die Häuserschluchten Manhattans und der Bronx ?
Lange hatte ich Amerika boykottiert, vor allem in der Zeit unter den Regierungen Bush.
Der letzte Besuch in New York noch als Student mit Freunden und Rucksack, jetzt mit Frau und Rucksack fast am Ende meiner beruflichen Tätigkeit. War schon ein irgendwie komisches Gefühl an diesem Sommertag mitten in New York auf dem La Guardia-Flughafen zu landen, es war recht warm und dunkle Wolken hingen über der Stadt.
Ein indischer Taxifahrer brachte uns in die Bronx









zu unserem stylischen Boutique Hotel Opera House.



Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass Iris stark beeindruckt war von dem, was sich links und rechts der Straßen auf den Bürgersteigen abspielte. Laut war es, es hatte sintflutartig angefangen zu regnen und die ganze Szenerie wirkte irgendwie bedrohlich.
Der nördlichste Bezirk von New York wird ja oft mit Kriminalität, Straßengangs und düsteren Gestalten assoziiert. Klar ist die Bronx ein Multi-Kulti-Mix aus Schwarzen, Latinos und Asiaten, aber die Zeit des No Go ist längst vorbei.



Die Aussichten für die Bronx sind perspektivisch gesehen gut, auch wenn die Sirenen der New Yorker Polizeiwagen eigentlich dauernd zu hören sind.



Die Bronx wird in kurzer Zeit das 'Schicksal' von Harlem teilen, wenn sich wie dort auch hier die Yuppies der Stadt einnisten und das Wohnen für den Normalbürger unmöglich machen.

Gentrifizierung, ick hör dir trapsen !

Gut also, dass wir noch ein bisschen von dem alten Flair mitbekommen durften.

Unser Hotel mittendrin, links und rechts Krimskramsläden und Snackgeschäfte jeglicher Art, jeden Morgen neu drapiert, vom Fön bis zur Melone, man konnte alles bekommen. Und zwischendurch Schreiattacken durchgeknallter Junkies oder anderer Loser der Gesellschaft, ewiges Gehupe und Bettler oder Flaschensammler, die irgendwie zu Geld kommen mussten.



Das Hotel eine Sicherheitszonenoase, großes Zimmer, dreifachverglast, der Lärm der Straße blieb außen vor, lecker Frühstück inklusive, allerdings komplett mit Plastikgeschirr- und Besteck. Da müssen sich jeden Tag riesige Abfallberge alleine in unserem Hotel angehäuft haben, Amerika eben, Umweltbewusstsein gleich null !

Am ersten Abend sind wir nur noch einkaufen und essen gegangen. Die Pizzeria war schon grenzwertig, neben uns ein weißer Polizist, der Unmengen von Essen gierig verschlang, schwitzte und garantiert nicht bezahlte, andere Gäste, die schon mit der Bestellung überfordert waren und ausrasteten und eine Inneneinrichtung mit dem morbiden Charme einer Garküche. Und immer und überall laufen mehrere Großbildfernseher auf voller Lautstärke, gemütlich ist echt was anderes.

Beim Einkaufen im nahegelegenen Supermarkt dann die Überraschung, 6 Apfelsinen für 1 USD, unglaublich, nur vom Kauf des griechischen Yoghurts rät mir der Ladenbesitzer persönlich ab, der sei schon Monate alt, ich bin ja für jeden Tipp dankbar ;-).

In New York benutzt man natürlich den öffentlichen Nahverkehr und das am besten mit der Metro Card,
7 Tage für 31 USD, alle Transportmittel inklusive.

Unser Plan die Stadtbesichtigung dann vor allem mit dem Bus zu machen, scheitert allerdings schon beim ersten Versuch. Erst kommt der Bus nicht, dann fährt er eine andere Route als angegeben und wir landen in Harlem und nicht am Times Square, und beim dritten Mal braucht er für 2 km eine Stunde, da wären wir zu Fuß schneller am Ziel gewesen.
Also wird die U-Bahn das Fortbewegungsmittel unserer Wahl, vom Hotel zur U-Bahn-Station 3Ave/149 St. waren es nur ca. 100 m Fußweg. Wir konnten die Linien 5 und 2 downtown direkt bis zu den Sehenswürdigkeiten in Manhattan benutzen, Fahrtzeit ca. 25 Minuten one-way.







Per Bus und per pedes erreichen wir am zweiten Tag in New York aber irgendwie auch unser Ziel, das Empire State Building. Von hier will ich eigentlich eine Reihe schöner Fotos der Skyline des Big Apple schießen, während Iris die Zeit zum Shopping am Times Square/Broadway nutzen will. Aber dann kommt es doch anders. Um auf die Plattform des Empire State Building zu kommen, muss man sich erst einmal an einer Riesenschlange wartender Menschen anstellen. Dann kostet das Ganze ein Schweinegeld ( 55 USD ) und ich hätte dann für den Spätnachmittag des gleichen Tages ein Ticket bekommen. Darauf habe ich nun absolut keinen Bock und fädele mich wieder aus und schau mich ein bisschen in der Umgebung des Empire State Buildings um. Kleiner Tipp, alle Eintrittskarten für die Hauptattraktionen der Stadt kann man sich natürlich auch online per tablet oder Mobile termingerecht reservieren und dann entfällt die lästige Warterei. Die horrenden Preise bleiben natürlich !















Wir sind einigermaßen positiv überrascht, dass wir nach dem ersten Sightseeing-Tag in einer Nebenstraße des Broadway ein open-kitchen-Restaurant finden, das für kleines Geld ein nach unseren Wünschen live zubereitetes stir fry - Gericht im Angebot hat, was dazu auch noch lecker schmeckt.

Danach schauen wir uns noch das Rockefeller Centre und den Grand Central Station an.









Völlig erschossen sind wir bei Einbruch der Dunkelheit wieder zurück in unserem Hotel, Asphaltdschungel-Laufen ist echt anstrengend. Es reicht gerade noch für eine Hot Chocolate aus der Frühstücksbar, Duschen, TV, Briefing und lights out.

Am kommenden Tag haben wir uns für den Besuch des National September 11 Memorials entschieden. Der Terroranschlag auf die Twin-Towers hat Amerika damals tief getroffen und wirkt weltweit immer noch sehr nach. Oft habe ich es bei den diversen sehr scharfen Einreisekontrollen an den verschiedenen Flughäfen dieser Welt gespürt.

Wie hat Amerika dieses Stück seiner Geschichte zu bewältigen versucht ?

Zum Teil fast unamerikanisch und sehr würdevoll, möchte man sagen. An den Stellen, an denen die Twin Towers standen, befinden sich jetzt in exakt der gleichen Größe 2 riesige 'Pools' mit je einem zentralen Wasserfall. An der Beckenumrandung eingraviert die Namen der 2357 Opfer.







Um das Memorial sind im Laufe der letzten Jahre 6 neue Wolkenkratzer entstanden, da hat Amerika wieder mächtig aufgerüstet. Wer viel Zeit hat, sollte das integrierte Museum besuchen oder die St.Paul's Kirche, in denen mehr Ruhe herrscht um der Toten zu gedenken und einen Blick auf die vielen Erinnerungsstücke und Fotos vom Terroranschlag zu werfen.











Ein langer Spaziergang zur und über die Brooklyn Bridge vertreibt ein wenig die Melancholie des Ground Zero Memorial Besuchs. Unglaublich groß muss der Schmerz der Stadt gewesen sein, als die Flugzeuge die Weltmacht Amerika für einen kurzen Augenblick lahmlegten.







Unser Besichtigungsprogramm ist heute enorm groß, eine kleine Pause machen wir aber dann doch im Paris Cafe um einmal den für New York bekannten cremigen Käsekuchen zu probieren.

Danach geht es weiter zur Wall Street mit der weltgrößten Wertpapierbörse.







Im Börsenviertel finden wir auch an diesem Tag ein Lokal mit erschwinglichen Preisen und ausgesprochen gutgelauntem Personal, das uns mit Hamburgern und stir fry verwöhnt.
Von der U-Bahn-Station Bowling Green fahren wir im dichtesten Berufsfeierabendverkehr zurück in die Bronx. Die U-Bahn ist proppenvoll, da kommt man sich wirklich sehr nahe, aber insgesamt war die Stimmung immer friedlich und rücksichtsvoll, Sicherheitskräfte oder Polizei sieht man sehr selten.



Mit der U-Bahn gings auch am nächsten Morgen wieder downtown, diesmal zum Times Square und zum Broadway um mal zu checken, ob was Interessantes in Kino oder Theater lief.









Also für mich sind solche Konsummeilen in Großstädten eher uninteressant. Zum fotografieren ganz okay, viel Geld für irgendein Schwachsinn auszugeben tue ich sowieso nicht und das ewige Gedränge um überhaupt voranzukommen bei den Millionen von Touristen ist mir ein Greuel. Gottseidank war ja Iris dabei, die hat dann das mit dem Einkaufen geregelt, ich hab ein bisschen fotografiert.













Also ich war fast froh den Times Square wieder zu verlassen.

Da gefiel mir der Highline Park schon wesentlich besser, ein urbanes Gartenbauprojekt auf einer stillgelegten Bahntrasse oberhalb einer Straße zwischen Queens und Brooklyn. Dieser Garten ist reserviert für Fußgänger und bietet schöne Aussichten auf architektonisch interessante Wolkenkratzer und Kunstobjekte.













Den frühen Abend verbringen wir am Ferry Terminal nach Ellis Island und Blick auf die Freiheitsstatue .







Für den Weg zurück ins Hotel in die Bronx erwischen wir mehr durch Zufall den Express train, der nicht an allen Haltestellen hält und dementsprechend weniger überfüllt ist.
Wir hatten erneut einen ziemlich vollgepackten Tag hinter uns und buchen noch direkt online zwei Theatertickets für die Samstag-Nachmittag-Vorstellung des Broadwaydramas 'The Curious Incident of the Dog in the Night-Time' im Barrymore Theatre.
Bessy, eine Londoner Freundin aus der Australiengruppe, hatte mir in Brisbane gesagt, dass das Buch ihr absoluter Favorit sei. In dem Stück geht es um einen Abschnitt aus dem Leben eines 15-jährigen autistischen Teenagers und seine Abenteuer bei der Aufklärung eines Mordes an einem Hund.

So wurde der nächste Tag recht chillig. Am Vormittag machten wir uns auf zum Central Park. Das ist nicht nur die grüne Lunge der Stadt sondern auch der einzig wahre Rückzugsort für die New Yorker um mal runterzukommen.



Leider war das Wetter nicht optimal, trotzdem gab es viel zu sehen. Wir verließen den Central Park deshalb heute frühzeitig um pünktlich am Theater am Broadway zu sein und reihten uns die 100 m lange Warteschlange vorm Eingang des Barrymore Theaters ein.









Nach der ausverkauften Vorstellung gab es Riesenapplaus für die Zuschauer, nachher schrieben sie fleißig Autogramme vor dem Theater. Also wir Beide können einen Besuch des Stücks absolut empfehlen, oder lest wenigstens das Buch, ist wirklich genial !

Am Abend flimmern dann Hochwasserwarnungen für New York City über den Bildschirm, einige amerikanischen TV-Sender bringen ja nichts anderes als Wetter, 24 Stunden am Tag, das ist dann selbst für mich als Wetter-App-Experten zuviel des Guten ;-)

Hatte sich am folgenden Tag aber wettertechnisch alles wieder komplett beruhigt.
Die Sonne lacht vom New Yorker Firmament und wir müssen die Koffer packen. Die Vorstellung schon morgen wieder in Deutschland zu sein und damit auch das Ende meines 10-Monate-Trips erreicht zu haben ist in meinem Bewusstsein überhaupt noch nicht so richtig angekommen. New York bis zur letzten Minute auskosten, das ist erstmal unsere gemeinsame Devise.
Wir frühstücken, checken aus, deponieren das Gepäck im Hotel und ab gehts nach Manhattan und in den Central Park.













Im Laufe des Vormittags wird es zum Finale in New York noch mal richtig heiß, knapp 30 ° Grad im Schatten, als wir nach einem sündhaft teuren Abschieds-Cafebesuch ( 17 $ für 2 Kaffees + 1 Stück Kuchen ) zum letzten Mal mit der U-Bahn in Richtung Bronx fahren.



Zum John-F.-Kennedy-Flughafen hätten wir auch unsere Metro-Card benutzen können, aber mit dem ganzen Gepäck ist das praktisch unmöglich.
So wird es jetzt komfortabler, aber deutlich teurer. 65 Dollar kostet der Transferspaß per Taxi und dauert fast 90 Minuten durch den sonntäglichen Stau raus nach Queens.
Um 17.30 Uhr können wir am Air Berlin-Schalter einchecken, um 22.00 Uhr hebt der Flieger leicht verspätet ab und wir können zum letzten Mal einen Blick auf die imposante nächtliche New Yorker Skyline werfen.
Im Flugzeug dann noch 2xEssen, einen Film und so 3 Stunden Schlaf und schon landen wir am Montag, den 22.06.15 um exakt 11.27 Uhr in Düsseldorf.
Ohne große Kontrollen geht es durch den Zoll und dann steht unser Sohn Lukas bereit um uns sicher nach Hause zu fahren.
Die Wiedersehensfreude ist nach 10 Monaten besonders für mich riesengroß, nur das Wetter ist ein kleiner Schock, es regnet bei Außentemperaturen von nur + 11 ° .



Ganz langsam dringt dann eine neue Erkenntnis in mein Bewusstsein: das nächste Abenteuer steht vor der Tür: wie soll ich je wieder in einen geregelten deutschen Alltag finden ;-) ???



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