Mittwoch, 1. Juli 2015
19. Kanada II - Ein echter Geheimtipp: Nova Scotia + Neufundland
Eigentlich wollte ich ja zum krönenden Finale meines Sabbatjahres nach Alaska, aber die Zeit wurde knapp und der Winter war dort sehr hart und lang gewesen und schon bei den Reisevorbereitungen im Frühjahr 2014 hatte Herr Dönnecke von der Flugbörse in Lippstadt meine Aufmerksamkeit auf Nova Scotia und Neufundland im Osten Kanadas gelenkt.
Damit konnte sich auch Iris anfreunden und so kam es am 26.05.2015 zu einem erneuten Wiedersehen auf dem relativ kleinen Flughafen in Halifax. Die Maschine aus Deutschland landete leicht verspätet um 20.30 Uhr, da hatte ich schon unseren Mietwagen für die nächsten 3 Wochen klar gemacht und erste Straßenkarten von Nova Scotia am Flughafen-Info-Schalter besorgt.
Die Adresse unseres vorgebuchten ersten Hotel in Halifax gab es allerdings in meinem Navi zweimal, das fing ja gut an.
Außerdem war es spürbar kälter in Nova Scotia, dessen Slogan ' The Ocean's Playground ' war. Wir also los in unserem brandneuen schwarzen Mitsubishi, den mir eine Frau aus Bielefeld übergeben hatte, so klein ist diese Welt.
Am ersten Hotel-Stopp wurden wir dann gleich zum zweiten mit dem gleichen Namen in der Stadtmitte von Halifax weitergeleitet. Allerdings konnten wir dieses erst nach einem Umweg über eine Brücke mit Mautgebühr erreichen, da die reguläre Brücke ab 18.00 Uhr wegen Bauarbeiten für den Autoverkehr gesperrt war. Es war schon fast 22.00 Uhr, als wir endlich in unserem modernen Zimmer mit Boxspringbetten ( !!! ) angekommen waren und kurz danach darauf einschliefen.



Im Halifax-Hotel hatten wir auch unsere Reiseunterlagen bekommen, ein großes Paket 'travel documents' mit einem ausführlichen Routenplan mit Tipps, was man jeden Tag machen könnte, einem Voucher-Heft mit Gutscheinen für die vorgebuchten Hotels, Motels, Lodges oder Bed&Breakfasts entlang unserer Strecke durch Nova Scotia und Neufundland und viel wertvollem Infomaterial. Iris hatte die Reise bei DER-Tour in Deutschland gebucht und um das schon mal vorweg zu sagen, uneingeschränkt absolut empfehlenswert !!! DER-Tour hatte den Auftrag dann an den lokalen Veranstalter Canadvac abgegeben und alles funktionierte perfekt, super Quartiere und herrliche Streckenführung ! Mit einer winzigen Einschränkung: man konnte wirklich nicht alles schaffen, was empfohlen wurde, sonst wären wir jetzt noch unterwegs. Einen Tag haben wir das versucht, aber schnell gemerkt, wir müssen eine Auswahl treffen. Und so kam es zum abendlichen Briefing, bei dem wir gemeinsam die Schwerpunkte für den kommenden Tag festlegten. Das klappte ganz gut und der Urlaub war von da an sehr entspannend, obwohl wir nahezu 6000 km mit unserem scharzen Flitzer auf teils abenteuerlichen Straßen gefahren sind.

Für die Stadtbesichtigung von Halifax hatten wir wegen Iris' später Ankunft am Vortag leider nur einen halben Tag Zeit, definitiv zu wenig für diese Stadt.



Halifax wurde 1749 als Zeichen britischer Stärke in Nordamerika gegründet und liegt auf einer felsigen Halbinsel an der Atlantikküste. Wir haben uns bei unserem Besichtigungsprogramm auf die 'waterfront', die Zitadelle ( 1828 ) auf einem Hügel über der Stadt und die ' Public Gardens ' konzentriert, mehr war nicht drin.













Am Nachmittag ging es dann also raus aus Halifax in Richtung Western Shore und sehr schnell befanden wir uns in unberührter Landschaft und Natur.
Besiedelte Gebiete und echte Wildnis liegen in Nova Scotia sehr dicht beieinander und unterstreichen den einmaligen Charme dieser Provinz.
Wir sind durch Fischerdörfer gefahren bis nach Peggy's Cove mit dem Leuchtturm als Wahrzeichen des Ortes, der auf silbriggrauen von Gletschern glatt geschliffenen Granitfelsen thront.







Weiter dann auf der Lighthouse Route ( einer zweispurig ausgebauten Küstenstraße, die zu malerischen Buchten und versteckt liegenden Badestränden führt. Und abends essen wir dann nicht zum letzten Mal Fisch in einem Lokal direkt am Wasser, viel romantischer geht es nicht.









Der folgende Tag war vollgepackt mit Sehenswürdigkeiten. Morgens, oder besser gesagt frühmorgens, ein Besuch bei 'Suttles and Seawinds', der Adresse für handgemachte Patchworkdecken ( Quilts ) inklusive individueller Führung. Diese Decken waren wirklich schön, aber eben auch sauteuer. Unter 500 E ging da nichts, aber gucken konnte man ja mal.





Dann ein Besuch in Lunenburg, das 1753 vorwiegend von Auswanderern aus Rheinland-Pfalz besiedelt wurde. In Lunenburg liegt ein Nachbau der 'Bounty' und es gibt Speichergebäude am Hafen, die von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurden.





Im Kejinkujik National Park haben wir dann zum Abschluss des Tages noch eine schöne 2,5-stündige Wanderung gemacht und ersten Kontakt zum wildlife in Nova Scotia gehabt. In allen kanadischen Nationalparks geht es übrigens gut durchorganisiert zu. Man zahlt eine Parkgebühr von etwa 6 CAD pro Person und bekommt dafür Kartenmaterial und den Sticker fürs Auto. Die Wege in den Nationalparks sind in gutem Zustand, oft board walks, und super ausgeschildert, Verlaufen kaum möglich. Das wär dann allerdings auch der Super-GAU, denn das nächste Haus oder Dorf kann schon mal meilenweit entfernt sein.









Auf der ganzen Tour durch Nova Scotia und Neufundland hatten wir wirklich schöne Quartiere, an diesem Tag zum Beispiel ein Bed&Breakfast, das von einem deutschen Ehepaar geführt wurde. Die Beiden hatten sich in Kanada ihren Traum von Freiheit verwirklicht und eine ehemalige Gaststätte für Touristen umgebaut. Wir haben dort ein leckeres Lachsgericht gegessen und abends noch Billard gespielt, Endstand 1:1 !



Gut gestärkt nach einem kanadischen Frühstück führt uns unser Weg am nächsten Tag durch riesige Laubbwälder ( Ahorn, Buchen, Pappeln und Eichen ) nach Annapolis Royal und dort in das erste Gezeitenkraftwertk Nordamerikas. Das als Prototyp gebaute Kraftwerk nutzt die Energie des gewaltigen Tidenhubs von bis zu 16m, um Elektrizität zu erzeugen. Im Informationszentrum haben wir eine exklusive Führung mit Harry Bent, der uns zudem darauf hinweist, dass vor dem Info-Zentrum ein Weißkopfseeadlerpärchen niste.











Harry's interessanter Vortrag und die Führung bis in die Tiefen des Gezeitenkraftwerks hatten unseren Zeitplan komplett durcheinander gebracht. Die Sonne brennt mittlerweile vom Himmel und wir entscheiden uns für eine kleine Wanderung an der Bay of Fundy.
In Wolfville liegt unser Hotel für die heutige Nacht, das Bloomindon Inn, ein bisschen englisch, ein wenig französisch, wiederum sehr originell, mit Stufenhilfe zum Himmelbett.
Und dann noch Smoked Salmon Crepes und Pizza zum Finale, ein rundum fantastischer Tag in Nova Scotia.











Für unseren schwarzen Flitzer war es nebenbei gesagt ein Tag der Extreme. Das Navi hatte uns 35 km Abkürzung quer durch ein Waldgebiet über Straßen geführt, die eigentlich nur für Allradfahrzeuge passierbar waren. Aber der Mitsubishi kam überall durch, Respekt !!!





Es gab auch schon mal Tage, da waren es dann nicht 100 sondern 400 km am Tag zu fahren, und da wurde dem Letzten klar, welche Dimensionen Kanada hat. Bis zu diesem Punkt unserer Reise waren die Straßen durchweg in gutem Zustand, später auf Neufundland gab es aber auch sogenannte 'pothole-Strecken', die die volle Aufmerksamkeit beim Fahren erforderten.

Im Mittelpunkt unseres nächsten Tages stand der Besuch von Cap d'or und der Joggins Fossil Cliffs. Joggins bietet eine weltweit einmalige Momentaufnahme eines tropischen Regenwalds aus dem Karbon, Bäume wurden an ihrem Standort versteinert, Fussabdrücke führen zu Nestern mit versteinerten Essensresten und in hohlen Baumstämmen wurden die ersten Reptilien konserviert.







Begeistert hatten wir zu Füßen der Klippen einen langen Spaziergang gemacht, fast sprachlos waren wir, als wir das nächste Kleinod unserer Übernachtungslocations in Little Shemogue ( New Brunswick ) erreichten, wenn da nicht ein kleiner Zwischenfall in der zweiten Nacht den positiven Gesamteindruck ziemlich ramponierte.

Aber eins nach dem anderen !

Als wir im Little Shemogue Inn ankamen, wurden wir vom Hausherren in Deutsch begrüßt und gleich ins Nebenhaus upgegradet. Diese lag einen Steinwurf vom Hauptgebäude entfernt, über eine Brücke erreichbar und absolut idyllisch in totaler Natur am Wasser mit einem traumhaften Blick auf den St.Lorenz Golf.









In diesem Traumhotel waren wir zwei Tage untergebracht, am ersten Abend wurden wir von unseren Gastgebern mit einem 3-Gänge-Abendessen überrascht und hatten danach einmalig und tief geschlafen.
Am zweiten Tag fuhren wir bei mäßigem Wetter zu den Hopewell Rocks in der Bay of Fundy. Hier kann man am allerbesten den mächtigen Tidenhub von 10 - 14 m beobachten. Die Fahrt dorthin zog sich hin und wir mussten 2,5 Stunden warten, bis wir die eigentümlichen Sandsteinformationen, die bei Ebbe sichtbar sind und 'flowerpots' genannt werden bei einer Führung über den 'Dickson Falls Trail' bewundern konnten.







In der zweiten Nacht im Little Shemogue Inn wurden wir dann gegen 01.00 Uhr wach, weil sich etliche poussierliche Mäuse über unsere Verpflegungstüte hermachten und auch keine Scheu an die Nacht legten als sie dabei mal über die schlafende Iris zu krabbeln. Da hatten wir aber die Faxen dicke, Natur hin, Natur her, das ging zu weit !
Nachdem wir alle Lebensmittel im Badezimmer in der Badewanne deponiert hatten und das Licht im Schlafraum anließen, waren die Nager in Null komma nix verschwunden. So ganz tiefenentspannt war unser Schlaf dann im Rest der Nacht aber nicht mehr ;-).

Die erste Woche unseres Nova Scotia/Neufundland-Trips war schon rum, als wir am nächsten Morgen über die Confederation Bridge das kanadische Festland ( New Brunswick ) verließen und nach Prince Edward Island ( PEI ) weiterfuhren.
Diese Brücke ist die längste über eisformendem Gewässer, hat 2 Spuren und ist 12,9 km lang.
PEI verfügt über extrem fruchtbare Böden, weshalb die Landwirtschaft eine prägende Rolle spielt.











Die kommende Nacht haben wir dann in einem sehr komfortablen Golf-Hotel verbracht. Die 18-Loch-Anlage war gut von unserem Zimmer einsehbar und perfekt gepflegt. Golf ist in Kanada Volkssport und hat überhaupt nichts Elitäres. Unser Abendspaziergang auf dem Golfplatz war allerdings etwas gefährlich, da wir mit jederzeit mit der Begegnung von verirrten Golfbällen rechnen mussten. Ein Spieler warnte uns vor seinem Abschlag explizit vor dieser Gefahr, er habe lange nicht trainiert !
Es war übrigens kalt geworden auf PEI und wir staunten, dass die Kanadier sich auch bei nur + 8°C nicht von der kurzen Hose trennten und bis zum Einbruch der Dunkelheit golften.





Unser Frühstück im Golf-Hotel war dann morgens eine Mogelpackung: Kaffee und Muffins waren das Einzige, was die Küpche hergab. Man erwartete 200 Senioren zu Mittagessen + Kaffee und war bereits voll mit den Vorbereitungen zu diesem Oldie-Event beschäftigt.





Über Woodstock und Alaska gelangen wir schließlich nach North Rustico, wo wir nach einem langen Strandspaziergang hervorragend in einem Hafenrestaurant zu Mittag essen, Lobster Roll für Iris und Seafood Bubble Bake für mich.











Im Best Western Hotel in Charlottetown übernachten wir und der Hit dieser Herberge ist ein riesiger Pool, den man durch einen unterirdischen Tunnel erreicht.
Wir machen nur einen relativ kleinen Gang durch die Stadt, es ist zwar trocken und unser Reiseführer empfiehlt einen Besuch der zahlreichen Pubs, aber wir müssen morgen früh raus um unsere online gebuchte Fähre von Wood Islands zurück nach Caribou in Nova Scotia zu erreichen.







Eigentlich bleibe ich bei Fahrten mit einer Fähre immer an Deck, da gibt es soviel zu beobachten, aber diesmal muss ich dem Nieselregen aus einem wolkenverhangenen Himmel Tribut zollen und im Salondeck bleiben. Pünktlich beim Einlaufen in den Hafen von Caribou in Nova Scotia reißt der Himmel wieder auf und die Sonne kommt durch. Insgesamt gilt es heute knapp 300 km zu fahren bis zu unserem Übernachtungsquartier in Baddeck.
Baddeck ist ein idyllisches Ressortstädtchen, sagt der Führer, uns ist es aber zu kalt um das lange per pedes zu erforschen.Unser Hotel hat einen eigenen Wellness- und Spa-Bereich, genau der richtige Ort um zu relaxen. Selbst zur Pizzeria fahren wir abends die 500 m mit dem Auto, es könnte langsam etwas wärmer werden.
Unsere Wünsche nach besserem Wetter erfüllen sich über Nacht !
Die Sonne lacht vom blauen Himmel, als wir auf dem Cabot-Trail in Richtung Cape Breton Highlands National Park fahren. Die Westküste dieses Parks zeichnet sich durch bewaldete, steil ( bis zu 430 m ) zum Golf von St.Lorenz abfallende Kliffs aus. Diese schönen Ausblicke und unseren ersten Elch in freier Wildbahn genießen wir auf dem 9,2 km langen Skyline-Trail.













Spät kamen wir an diesem Tag im Hotel an, ich glaube, wir waren die einzigen Gäste und die freundliche chinesische Studentin an der Rezeption im Ingonish Inn machte direkt nach unserer Ankunft Feierabend. Wir dagegen ab in den nächsten Pub und Fish and Chips eingefahren, Wandern macht hungrig und heute ist das Wetter auch wieder so gut, dass wir noch einen schönen Abendspaziergang am Ufer des Nordatlantik machen können.

Nur 100 km sind es am kommenden Tag bis nach North Sydney, wo wir gegen 23.00 Uhr mit der online vorgebuchten und rückbestätigten Fähre nach Port aux Basques in Neufundland übersetzen werden. Das Wetter ist gut, kein Sturm, so dass die 5 - 7 Stunden Überfahrt ein Kinderspiel sein werden.
Gefrühstückt wird aber erst einmal direkt neben unserem Hotel in einem kleinen Cafe, wo sich das halbe Dorf und vereinzelte Touristen treffen, urig eingerichtet und voller verschrobener Typen. Kaffee und Rührei sind lecker und die richtige Grundlage für den Mellow Head Trail mit wiederum spektakulären Aussichten.











In kleinen Etappen bewegen wir uns auf North Sydney zu. Wir tanken nochmal, kaufen einige Lebensmittel ein, gehen bei Mac Donalds essen und reihen uns dann um 21.00 Uhr in die Boarding-Schlange am Fährterminal ein. Eine Stunde vor Abfahrt geht dann alles sehr schnell, als Drittletzte fahren wir an Bord und werden zu unserer Kabine geleitet, die viel komfortabler ist als von uns erwartet. Eigentlich alles da, was man so braucht: Dusche, Betten, TV.
Gegen Mitternacht sind wir schon im Reich der Träume !

Eine Stunde vor dem Anlegen in Port aux Basques auf Neufundland weckt uns eine laute Bordansage per Radio, die wirklich keiner überhören kann. Das regelmäßige Tuten von Nebelhörnern lässt vermuten, dass es wettertechnisch eher bescheiden ist draußen.
Und richtig, als wir ziemlich als Erste von Bord rollen, empfängt uns Neufundland mit dichtem Nebel und Nieselregen.



Das kann ja heiter werden, denke ich mir als Berufsoptimist beim Tim Hortons - Frühstück. Und so ganz langsam verziehehen sich die Wolken und geben den Blick frei auf eine atembraubende wilde Landschaft mit Bergen, die deutlich sichtbar teilweise noch mit Schnee bedeckt sind.











Es sind noch 334 km bis Rocky Harbour an der Westküste, größtenteils auf dem TCH ( Trans Canada Highway ), der straßentechnisch zum Besten gehört, was es auf Neufundland gibt.

Wir genießen die Fahrt und haben auch ein sehr schönes Quartier für 2 Tage in Rocky Harbour, direkt am Hafen.



Im Nachhinein wird es in unserem privaten Unterkunfts - Ranking die Nummer 1 sein, weil die Lage am Rande des Gros Morne National Parks mit zu dem landschaftlich Schönsten gehört, was wir Beide je gesehen haben. Zum ersten Mal hält eine Region den Vergleich mit Neuseeland stand und das will schon etwas heißen.





Und genau dieser Gros Morne National Park ist am nächsten Tag unser Ziel. Das Zusammenspiel tief eingeschnittener Seen ( zum Teil vom Meer abgetrennte ehemalige Fjorde ) und steil aufragender, von Gletschern überprägter Tafelberge, verleihen dieser Region ihre ursprüngliche Schönheit. Unsere Stationen sind heute

Lobster Cove Head Lighthouse


Bakers Brook und Green Point




und Cove Head










Wir wandern so ca. 15 km an diesem Tag bei herrlichstem Sonnenschein und können unsere Fish & Chips am Abend in Rocky Harbour umso mehr genießen. Gerne wären wir an diesem Ort noch länger geblieben, aber es geht morgen weiter 445 km in Richtung Norden nach Twillingate, wo man laut Reiseführer mit Sicherheit Eisberge sichten kann.

Von diesem Eisbergvirus sind wir regelrecht infiziert am nächsten Morgen. Wir verlassen Rocky Harbour nach einem letzten Stopp in der örtlichen Post, wo wir einen Schwung Ansichtskarten nach Deutschland schicken. Und dann geht es ohne große Zwischenhalts on the road. Wir sehen Elche am Straßenrand und kommen durch einen gänzlich unbewohnten Teil von Neufundland, Natur pur !
Vor Twillinggate ändert sich das Landschaftsbild. Twillingate liegt am Ende einer Reihe von Inseln, die zum Teil mit kleinen Dämmen und Brücken verbunden sind. Einst war der Ort das Zentrum der Fischerei in der Notre Dame Bay, heute zählt er zu den besten Stellen um Eisberge zu beobachten.





Und schon bei unserem ersten kleinen Spaziergang am Rand des Ortes sehen wir in allerdings einiger Entfernung die ersten Exemplare von der Spezies Eisberg.







Jetzt gibt es kein Halten mehr, diese Eisberge sind so faszinierend, dass wir nicht eher Ruhe geben, bis einige gute Fotos geschossen sind. Dazu bedarf es zweier Hikes rund um Twillingate. 90 % dieser Eisberge im Nordatlantik stammt von etwa 100 Gletschern entlang der Küste von Grönland. Das Eis dieser Eisberge kann über 15000 Jahre alt sein.







Auch der nächste Tag steht noch im Zeichen des Eisbergs. In Twillingate stärken wir uns mit einem leckeren Frühstück in einem kleinen Cafe, das liebevoll von 2 älteren Damen geführt wird. Wir sehen auch an diesem Tag erst noch Eisberge, aber im Laufe der Fahrt in den Terra Nova Nationalpark ändert sich die Szenerie. Es dominieren Wälder und Fjorde.







Auf dem Weg in unsere heutige Unterkunft mitten im Nationalpark essen wir zu Abend und erreichen unser Quartier erst um 19.30 Uhr, gerade noch rechtzeitig, bevor die Damen an der Rezeption Feierabend machen. Überraschender Weise halten sie die Zutaten für ein leckeres Früstück bereit, das wir uns am nächsten Morgen in unserem kleinen Appartment selbst zubereiten können. Tiefenentspannt vertrödeln wir den Rest des Abends.





Auf unserer Weiterfahrt in Richtung St.John's müssen wir natürlich in DILDO halten ;-).





Das freundliche Angebot eines Fischers mit ihm rauszufahren um evtl. Wale zu sichten ist zwar gut gemeint, es ist aber so frisch draußen, dass wir dankend ablehnen. Im Laufe des Tages wird es für neufundländische Verhältnisse dann allerdings richtig heiß. so dass wir in Heart's Content am Leuchtturm den dortigen lighthouse trail in Shorts und T-shirt machen können.





Auch die beiden Fischerdörfer Cupids und Brigus präsentieren sich bei Sonnenschein natürlich von ihrer allerbesten Seite.







Kurz vor der 200000 Einwohner-Stadt St. John's, die für 2 Nächte unser Ziel von heute sind, kommt es dann noch zu einer Begegnung der absurden Art.
Aus einem Vorgarten rechts der Straße stürmt ein ausgewachsener Elch die Einfahrt runter, und kommt dabei derart ins Schlingern, dass seine Hinterbeine beim Bremsen durch seine Vorderhufe rutschen. Ein Bild zum Schreien, doch brandgefährlich für den fließenden Verkehr auf der Straße. Meinem Vordermann in einem Sportwagen gelingt es mit einem geschickten Ausweichmanöver die Kollision mit dem Elch zu vermeiden, kommt aber dabei in den Gegenverkehr, doch auch dieser Fahrer scheint Erfahrung mit solchen Situationen zu haben und weicht nach rechts aus. Alles geht gut, nur der Elch wankt leicht traumatisiert zurück in den Vorgarten um sich von dem Schock erst einmal zu erholen.
Auch wir sind stark beeindruckt von dem Elch-Stunt und vergessen fast den putzigen Waldbewohner zu fotografieren.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir danach unser Quartier für 2 Nächte in St.John's direkt am Hafen der Stadt. Nach dem Einchecken machen wir einen ersten kleinen Stadtrundgang und essen in einer hotelnahen Pizzeria zu Abend.









Der folgende Tag war vollgepackt mit Programm und so starteten wir relativ früh zur Erkundung der Avalon Halbinsel, die von Neufundland als erstes besiedelt wurde.

Das erste Highlight des Tages war dann der Besuch von Ferryland.
Auf den Klippen am Ende einer schmalen Landzunge steht der Ferryland Leuchtturm, den man nur nach 45 Minuten Fußweg erreichen kann. Und die Leute dort haben sich etwas ganz Originelles für ihre Gäste ausgedacht. Man entscheidet sich für eins der Gerichte von der Speisekarte, bezahlt, bekommt eine Decke und eine Fahne und sucht sich dann draußen in der Nähe des Leruchtturms einen schönen Picknickplatz und hisst dort die Fahne. Kurze Zeit später wird das Essen von einem Leuchtturmmitarbeiter stilgerecht in einem Korb ausgeliefert. Echt romantisch das Ganze, mit dem Blick auf die brandungsumtosten Klippen, manchmal kann man sogar Wale beobachten, damit hatten wir aber kein Glück.











Am Abend sind wir dann zu St.John's Zitadelle gefahren, von dort haben konnte man erstmal richtig sehen, wie strategisch gut die Stadt lag und welche Dimensionen sie mittlerweile hat.









Vom nächsten Tag gibt es soviel nicht zu berichten, 430 km von St.John's nach Grand Fall's Windsor, eine irgendwie merkwürdige Stadt. Den Ortskern haben wir erst kurz vor unserer Abreise gefunden, das Restaurant, wo wir abends gegessen haben, hatte den Charme einer Bahnhofswartehalle, großartig Sehenswürdigkeiten gab es nicht und zu allem Überfluss fings dann abends auch noch an zu regnen.
Das änderte sich leider auch nicht am folgenden Tag, als wir nach Cornerbrook und in die Bay of Islands fahren. Wir haben zwar noch eine kleine Wanderung zu den Steadybrook Wasserfällen gemacht, waren aber doch froh, dass unser exklusives Hotel über Riesenzimmer und einen ziemlich großen Pool verfügte, wo wir uns vergnügen konnten. Und zum essen sind wir abends nach Mc Donalds in die Stadt gefahren, die Preise im Restaurant unseres Hotels waren unverschämt hoch.
Kurzum, Bilder gibt es nicht von Cornerbrook !

Schon am nächsten Tag war die Sonne wieder da, und wir am Start zu einem hike auf den Mount Erlie im Barachois Pond Provincial Park, der auf halber Strecke zur Fähre in Port aus Basques lag. Denn unglaublich, aber wahr, kurz vor Mitternacht sollten wir Neufundland schon wieder in Richtung Nova Scotia verlassen.
Die durchtrainierte sportliche Parkmitarbeiterin hatte von einem 3-Stunden-Weg gesprochen und uns eine Karte mit gegeben. Die Wanderung war super, aber zog sich doch arg in die Länge und nach 3,5 Stunden kamen wir wieder im Tal an. Da verriet mir das Mädel vom Nationalpark dann, dass sie Thriathletin sei und den Weg hin und zurück locker in 90 Minuten mache. Respekt, die Kanadier sind einfach ein extremes Naturvolk und mit der Natur auf du und du.







Wir sind dann weiter in Richtung Süden gefahren und hatten noch ausreichend Zeit uns den wilden Küstenabschnitt östlich von Port aux Basques genauer anzuschauen. Mit einem mulmigen Gefühl sahen wir die Schaumkronen auf dem Meer. Sollte die Überfahrt heute Nacht etwa sehr stürmisch werden ?



Aber noch war ja genug Vorlaufzeit, wir besichtigten den Rose Blanche Lighthouse aus dem Jahr 1873, die Barachois Falls und sind pünktlich um 21.00 Uhr am Fährhafen. Und glücklicherweise hat sich wie durch ein Wunder der Wind gelegt.









Und dann kam die 'Shit happens'-Nummer im wahrsten Sinne des Wortes. Weil die Toilettenanlage an Bord streikte, durfte niemand auf die Fähre, bis dass der Schaden behoben war! Für die Kanadier das kollektive Signal den Motor zu starten um die Heizung im Wagen zu aktivieren.
Um 00.00 Uhr begann dann endlich das boarding, um 01.00 Uhr lagen wir in unserer Kabine und ließen uns gemütlich gen Nova Scotia zurückschippern.



Da wir ziemlich als Erste an Bord gefahren waren, kamen wir folgerichtig als Drittletzte an Land. Gefrühstückt wurde nach alter Tradition in North Sydney bei Tim Hortons und dann fuhren wir auf dem schnellsten Weg - also auf unbefestigten Schotterwegen mitten durch den Wald - zur Befestigungsanlage Fortress of Louisbourg, der stärksten und größten Festung, die jemals in Nordamerika gebaut wurde.



Errichtet durch die Franzosen, wurde es 2x von den Engländern erobert und zerstört. Hier kann man Geschichte live erleben, vor allem, wenn man einen guide, wie unseren Vanessa Redgrave-Verschnitt hat, die uns mit ihrer lebendigen Art zu erzählen voll überzeugt hat. Allerdings war es zwar sonnig, aber saukalt und nach der 90-minütigen Führung durch den originalgetreuen Wiederaufbau des Forts flüchteten wir sofort ins Cafe zu einer hot chocolate.









Vom Fort zum Louisbourg - Leuchtturm war es nicht weit:





Der Weg nach Charlos Cove, der letzten Station
unserer Rundreise zog sich arg in die Länge, da es auf der Fahrt auch hier soviel zu sehen gab. Erst gegen 19.30 Uhr erreichten wir ein letztes Traumquartier direkt am Nordatlantik.







Zu viel mehr als einem Mini-Spaziergang am Ufer vor unserem Bed&Breakfast reichte es leider nicht, dann hieß es Koffer packen und Auto entrümpeln.
Hinter uns lagen 3 Wochen in atemberaubender Natur, vor uns eine letzte Fahrt in Nova Scotia zum Flughafen in Halifax und dann das absolute Kontrastprogramm in New York City.

Besonders lecker war das Frühstück am nächsten Morgen, die Chefin vom Bed&Breakfast machte uns den Abschied von Nova Scotia nicht gerade leichter, gab uns aber den Tipp - nicht wie von uns angedacht - den kurzen, sondern den langen Weg über den TCH zum Halifax-Airport zu fahren, da er in maximal 4 Stunden zu schaffen sei. Unser Flieger sollte um 15.00 Uhr in Richtung New York City abheben.
Und dann lief alles wie geschmiert. Gegen 12 waren wir am Flughafen in Halifax, die Rückgabe unseres Mietwagens, mit dem wir knapp 6000 km gefahren waren, dauerte nur 5 Minuten, das Einchecken mit persönlicher Unterstützung nur unwesentlich länger, und dann startete auch das Flugzeug entgegen den Befürchtungen der Wetterexperten absolut pünktlich. Die heftigen Gewitter über New York hatten sich verzogen, Uli und Iris waren im Anflug auf die Bronx !

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