Sonntag, 2. November 2014
11. CHILL OUT BALI - sind die Hippiezeiten endgültig vorbei ?


Da saß ich nun also in meinem Taxi und träumte von einem langen Strandurlaub mit allem, was dazu gehört und musste dann doch als erstes dafür die legale Grundlage schaffen und mein Visum fuer Indonesien verlängern lassen.

Stefan und andere aus der Gebeco-Reisegruppe hatten mir dringend dazu geraten um Komplikationen bei der Ausreise nach Australien/Tasmanien Anfang Dezember aus dem Weg zu gehen.

Die zustaendige Behörde, das immigration office,



lag glücklicherweise fast auf dem Weg zu meinem nächsten Quartier in Kerobokan, einem Vorort von Denpasar in der Nähe von Kuta. Da sollte ja der Bär tanzen mit endloser Partymeile und Traumstränden.



Nach 20 Minuten Taxifahrt hatten wir das immigration office um 11.55 Uhr erreicht und eine Beamtin hielt mich zur Eile an, denn man schließe nicht wie von mir im Netz recherchiert um 16.00 Uhr, sondern um 13.00 Uhr, also in 45 Minuten ! Stimmt, das hatte uns ja schon Prima auf Java verklickert, dass diese Beamten nicht gerade workaholics sind.

Fing ja gut an, brauchte ich doch noch einige Kopien meiner bestätigten Flüge und vom Reisepass. Nicht dass ich die im immigration office anfertigen konnte, nein, da musste ich erstmal in den Supermarkt nebenan und dann - wie sich das gehört - eine Wartenummer ziehen. Habe ich alles irgendwie in der Zeit geschafft, und fand mich dann in einem nicht klimatisierten, proppevollen Warteraum mit Dutzenden anderen Antragstellern wieder.
Permanent kamen über Lautsprecher Durchsagen, welche Nummer sich an welchem Schalter einfinden solle, ein höllisches Inferno.
Letztlich war auch "Ulrich Rudolf Gustav" dran, 7 Minuten vor 13.00 Uhr. Toll dachte ich für einen Moment, das lief doch wie geschmiert. Dann nahm mir der Beamte freundlich aber bestimmt meinen Pass ab und bestellte mich für Montag zum biometrischen Fototermin. Na ja, ging wohl nicht anders, die Putzfrauen rückten schon an.

Draußen war ich nur froh, dass mein Taxifahrer mit meinem Gepäck im Kofferraum gewartet hatte. Mit einem Lächeln im Gesicht gab er mir zu verstehen, das sei aber schnell gegangen bei mir. Was er damit meinte, habe ich dann erst am Montag gecheckt.

Nach weiteren 30 Minuten Fahrt mitten durch Denpasar, teilweise bei Überholmanövern auf dem Bürgersteig (!), hatten wir nach Auskunft des Fahrers mein Ziel erreicht. Eine belebte Strasse, im Hinterhof eine Baustelle und von Strand oder anderer Idylle weit und breit keine Spur.



Egal, erstmal positiv an die Sache rangehen und der Empfang durch den jungen Hotelmitarbeiter war auch okay. Nicht so mein Appartement im ersten Stock hinten rechts, direkt neben der Baustelle.
In mein Zimmer hatten sich Monsterkakerlakken
und Ameisen geflüchtet, wohl auch, weil die Klimaanlage nicht funktionierte !!! Und dann versagte auch das w-lan den Dienst, und das brauchte ich zum Blogschreiben ja am allerdingendsten.

Mein Entschluss diese trostlose Herberge so schnell wie möglich wieder zu verlassen, reifte innerhalb von Sekunden und konnte auch nicht durch das schmackhafte Essen am Abend in dem dem "Hotel" angeschlossenen Restaurant revidiert werden. Irgendwie taten mir die Leute vom Hotel fast leid, als ich ihnen meine Entscheidung noch am Abend mitteilte und ein Taxi für den nächsten Morgen bestellte.
Bezahlen müsste ich aber trotzdem, meinte man, hab ich dann auch erst, nach Beschwerde bei booking.com wurde mir allerdings der Betrag rückerstattet.

Ich hatte also in dem Moment keinen Pass, kein Hotel aber wenigstens eine Idee, wo ich erst einmal unterkommen könnte. Dies sollte nicht allzu weit entfernt vom immigration office sein, dachte ich, als ob ich geahnt hätte, dass ich da noch mehrfach auflaufen müsste.
Blieb also eigentlich nur Sanur, und im Swiss Belresort Hotel von Sanur quartierte ich mich dann unter Vorlage meines Personalausweises ein, wie sich im Laufe der 2 Wochen, die ich dort logierte, herausstellte, ein ausgesprochener Glücksgriff.





Der Taxifahrer, den mir die Absteige in Kerobokan zum Abschied spendiert hatte, bot gleich seine Transferdienste für Montag an und war dann auch pünktlich zur Stelle.

Beim zweiten Besuch war ich natürlich schlauer und früher da. Dachte ich ! Nummer ziehen und Bezahlen ( 350000 IDR ) war angesagt, ich hatte die 118 und eine Frau mit Nummer 52 ging gerade ins Fotostudio, ein winziger Raum, nicht klimatisiert und entsprechend heiß und stickig. Das konnte ja heiter werden, und wurde es dann auch. Das Nummernsystem war eigentlich nicht schlecht im Ansatz, wurde nur durch sogenannte 'Agenten' ad absurdum geführt, die für ihre zahlungskräftigen Kunden mit höheren Nummern unter Einsatz von Geldgeschenken die Biometrie-Baracke vor mir betreten durften. Meinem Ärger konnte ich mit einer Reihe Gleichgesinnter ungefähr 2 Stunden Luft machen, dann endlich war ich dran. Foto, Fingerabdrücke und mit dem Stempel zu Schalter drei, Hoffnung keimte auf - wieder umsonst !!! Der gleiche freundliche aber bestimmte Beamte vom letzten Donnerstag teilte mir jetzt mit, am Mittwoch wäre dann passport pickup. Ich war zu genervt um mich in diesem Moment darüber ernsthaft aufzuregen. Nur für eine Millisekunde dachte ich, der arbeitet mit der Taximafia zusammen. Mein Fahrer, die treue Seele, fuhr mich ins Hotel zurück, kassierte etwas mehr als sonst und ich ging sofort in den Pool um mich abzukühlen.
Im immigration office hatte ich übrigens die ersten 'Hippies" gesichtet, braungebrannte Surfertypen, Alt-68er, Ganzkörpertätowierte und Frauen in Latzhosen mit kleinen Kindern auf dem Arm, die wohl alle solange wie möglich auf Bali bleiben wollten.

Am Mittwoch, den 05.10.14, war es dann soweit !
Mit einem Lächeln im Gesicht überreichte mir der freundliche aber bestimmte Beamte meinen visumsverlängerten Pass, als wollte er sagen, geht doch, oder !? Und irgendwie war es ein fast feierlicher Moment dieses deutsche Dokument wieder in den Händen zu haben.



Darauf habe ich mir dann abends erst einmal ein Bintang mehr gegönnt.



So begann am folgenden Tag eine Zeit der echten Erholung und des vertieften Kontaktes zur einheimischen Bevölkerung, wie er sich automatisch einstellt, wenn die comfort zone einer begleiteten Tour fehlt.
Was habe ich eigentlich so gemacht die letzten 4 Wochen, werden sich zu Hause bestimmt viele fragen, und jetzt - Ende November - wo ich darüber schreiben will, kommt mir das schon selbst unglaublich vor, wie dieser Monat schon rum sein kann. Und dabei hatte ich mir extra geschworen, mit Disziplin den Tag zu strukturieren.
Morgens war das recht einfach. Fruehstueck war von 7 - 10, ich war immer mit einer der Ersten am Freiluftbuffet, denn wer will beim Essen schon Temperaturen haben, die höher sind als das an der egg station liebevoll von Asmara zubereitete Omelett komplett. Anfangs war ich sogar noch im Pool vorm Frühstück, aber das schlief dann schnell ein.
Der Frühstücksbereich am Pool war open air und in Buffetform, und es gab nichts, was es nicht gab. Für die asiatischen Gäste die ganzen warmen Gerichte, für Australier und Amerikaner das Steak-Segment, für die Briten ein 1a English breakfast und für den Rest Müsli, Brot in allen Variationen, Wurst, Käse - eben alles.
Und dazu zwei Sonderangebote, die allseits beliebte egg station mit Omelette plain or complete, scrambled eggs usw. und ein pancake-Stand, kurzum, wer da nicht fuendig wurde, war selber schuld.
Und zum Finale gabs da ja auch noch ein üppiges Früchtebuffet, mit Obst, das ich anfänglich überwiegend gar nicht benennen konnte, schmeckte aber hervorragend. Vor allem Jackfruit, Mango, starfruit, pineapple und melon-Variationen hatten es mir angetan. Bei Passionsfrucht und Salak dagegen hielt sich meine Begeisterung in engen Grenzen, andere räumten diese Exoten tellerweise ab.
So ein Drei-Gänge-Frühstück - English -Continental-Fruit- dauerte dann auch schon mal locker 1-1,5 Stunden.

Oft musste ich mich beeilen rechtzeitig am beach shuttle um 09.30 Uhr zu sein, wollte ich doch wenigstens zuvor noch einen Blick in die Jakarta Post werfen.



Unter anderem fand ich da auch die Notiz, dass Bali gerade den heissesten November seit 100 Jahren Wetteraufzeichnung hätte, Klimawandel weltweit also !
Zur Fahrt mit dem Shuttle musste man sich am Vorabend an der Rezeption bei Gili anmelden und erhielt dann vom Fahrer einen Voucher über ein Handtuch + eine Flasche Wasser.
Im Shuttle waren wir um 09.30 Uhr immer ungefähr zu sechs Personen, eine weitere Möglichkeit des Transfers zum Strand gab es um 13.30 Uhr.
Die Shuttlefahrt dauerte etwa 10 Minuten und während dieser Zeit habe ich mich mit einem der jüngeren Fahrer, Manik, immer über aktuelle Musikbands- und Trends in Indonesien ausgetauscht und seine Empfehlungen das ein oder andere mal auf Facebook gepostet. Er war total fasziniert von Ecosmiths und ihrem Song 'Cool kids', lief dauernd im indonesischen TV und Radio und gefiel mir auch ganz gut.
Der Parkplatz am Sindu Beach machte nicht gerade einen sauberen Eindruck, überall Müll, aber der Strand war bewacht und picobello in Schuss.




Dass die 'Sonnenschirme' dort übrigens so gut wie sämtliches Sonnenlicht nur ansatzweise gefiltert bis zur Haut durchließen, habe ich gleich am ersten Tag sehr drastisch an meinem Oberkörper und der lichten Kopfregion gespürt. Den ganzen Abend und die halbe Nacht musste ich die entsprechenden Körperzonen mit kalten Tüchern von gefühlten 65 auf 37 Grad runterkühlen, an Schlaf war da nicht viel zu denken. Am nächsten Tag und von da an immer (!!!) kam das Bandana von Iris zum Einsatz und das Problem damit gelöst.

Mitunter war die Überraschung morgens am Strand groß, wenn gar kein Meer da war, in Sanur herrschten nach einem von mir nicht erklärbaren Tidenkalender Ebbe und Flut, wie an der Nordsee.
Viele von den Pauschaltouristen hielt das allerdings nicht davon ab, sich bei Ebbe stundenlang in den verbliebenen Wasserlöchern sitzend zu sonnen.

Frage mich jetzt noch, wie die das hauttechnisch verkraftet haben.

Und wenn es stürmisch war, konnte es sein, dass der eine oder andere Müll im Meer schwimmend das Badevergnügen schmälerte. Kam aber nicht oft vor und die Stunden am Strand gingen sehr schnell vorbei, es gab immer was zu gucken.






Der Hund war mein treuer Gefährte am Strand. Sobald ich am Horizont auftauchte und meinen Sonnenplatz soweit hergerichtet hatte, kam Beach - diesen Namen fand ich irgendwie passend für ihn - und legte sich unter die zweite Liege meines Sonnenschirms. Und verließ das schattige Plätzchen auch erst dann, wenn ich um Nachmittag zu Fuss zurück zum Hotel spazierte.



Ein Sonntag-Nachmittag ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, da sich dort am Strand ein wenig der asiatischen Lebensart offenbarte.
Asiaten spielen gerne im Rudel und mit voller Begeisterung auch Wettspiele mit einfachsten Mitteln. Die älteren Blogleser werden sich noch an die deutsche TV=Show 'Spiel ohne Grenzen' erinnern, so ähnlich ging da die asiatische Post ab, mit Einpeitscher, mikrofonverstärkt, und 2 Mannschaften, die das Spektakel mit voller Begeisterung bis zur Ekstase trieben. Eigentlich ging es nur darum, wer ein Plastikrohrsystem am schnellsten unter Zuhilfenahme von 2 Wannen und 4 Eimern mit Meerwasser füllt. Wenn man bedenkt, dass die Aktion um die Mittagszeit bei 30 Grad im Schatten über die Bühne ging, ziehe ich heute noch mein Bandana !



Die Balinesen sind eben gut drauf und fröhlich bis Unterkante Oberlippe, mit vollem Elan bei der Sache, auch lautstärkenmäßig. Und genauso schnell wie die Show begann, verzog sich die versammelte Festgemeinde dann wieder in den Schatten um sich vom anstrengenden Wettkampf zu erholen.
Auch im Hotel gab es am Wochende immer Poolpartys mit Livebands und Karaoke, das war wohl ein Muss vor allem für die asiatischen Gäste !

Mein Rückweg vom Strand zum Hotel hatte nebenbei gesagt auch immer etwas Wettkampfmäßiges.
Die ersten Meter waren anfänglich durch permanente Angebote verschiedenster Taxifahrer etwas mühsam, hinterher kannten sie den blonden Deutschen ja und lächelten nur noch enttäuscht vom Strassenrand herüber.
Die Massagefrauen am Strand haben früher bei mir aufgegeben mich auf die Liegen zu bekommen, wahrscheinlich sind deren Blicke für willige Kunden geschulter.
Nach 35 Minuten hatte ich schweissnass den ersten Supermarkt erreicht um mich mit einem Eis zu belohnen und andere Kleinigkeiten einzukaufen.
Am Hotel angekommen wurde ich nach kurzer Zeit mit grossem Hallo begrüßt, erst von den security-Leuten, dann von der kompletten Rezeptionscrew.
Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es aus Mitleid oder Begeisterung geschah, aber außer mir ging da glaube ich keiner zu Fuss.
Danach war der Tag schnell gelaufen: Pool, Blog, Essen gehen und hin und wieder skypen, die Tage verflogen nur so.
Das Blogschreiben konnte ich im business room des Hotels unter semiprofessionellen Bedingungen erledigen. Der ungefähr 18qm große Raum neben dem Souvenir-und Lebensmittelladen war mit 2 Computern, einem Drucker und einer in die Jahre gekommenen Klimaanlage ausgestattet, die, wenn sie erst mal lief, ganz schnell für eisige Temperaturen sorgte. Gottseidank war ich aber nahezu immer alleine in diesem Arbeitssektor, so dass ich die Raumttemperatur selbst regulieren konnte. Viel geholfen hat mir am Anfang das Mädchen aus dem Shop nebenan. Tiana übersetzte mir einschlägige indonesische Computerbefehle ins Englische und half mir auch immer dann mit großem Engagement weiter, wenn ich nicht mehr ganz genau wusste, welches Bild denn jetzt welchen Tempel zeigte.

Mehr als 2 Stunden Bloggen ging nicht, dann kam der große Hunger und Sanur bot da einiges an hervorragenden warungs. Einige habe ich bei tripadvisor bewertet, mein Lieblingslokal war das 'Little Bird'.

Ein ganz junges Team, oft Livemusik, lecker und saupreiswert. Ich denke, so 6x bin ich dort wohl insgesamt indonesisch essen gewesen. Aber es gab auch Pizza, Chinesisch, vegetarisch und was man sich sonst noch so vorstellen konnte. Mit einem Bintang-Bier klang der Abend dann aus und trotz wenig körperlicher Anstrengung bin ich meistens rechtschaffen müde in einen komatösen Schlaf gefallen.

So verging Zeit in Sanur wie im Flug ! Vergessen will ich nicht die vielen honeymooner aus aller Welt im Pool, die ihre sonnenverbrannten jungen Körper ineinander verkeilt mitunter stundenlang durchs Wasser schoben. Muss Liebe schön sein, dachte ich, und schwamm beharrlich um die in sich versunkenen Pärchen herum. Und dann der selfie-hype, außerhalb des Pools, aber auch im Wasser oder im Meer unter Zuhilfenahme von langen Stangen, die auch schon die ersten indonesischen Händler am Straßenrand anboten. Ich wusste erst gar nicht, wofür man die brauchen könnte. Digital native, eben !

Am Ende beim Auschecken aus dem swiss belresort war die Stimmung bei mir dann auch ambivalent - auf der einen Seite freute ich mich auf Candidasa, wie schön das dort war,wusste ich ja, aber in Sanur hatte ich zwei sehr erholsame Wochen verlebt und kannte mich gut aus. Und Gili weinte, als ich mich von ihr verabschiedete, obwohl meine Abschlussrechnung im Hotel nur aus 2 Kaffees bestand. Dadurch konnte ich mein tägliches Budget auf ein Minimum senken, so um die 8,50 € ! 😎

Am 14.11.2014 pünktlich um 12.00 Uhr kam wie aus dem Nichts mein Fahrer aus der Garage vorgefahren, lud mich ein und wir fuhren ca. 50 km die Küstenstraße in Richtung Norden bis Candidasa.
Der kleine Ort liegt in einer Bucht und gilt unter Bali-Kennern als optimaler Standort für die Erkundung aller Sehenswürdigkeiten der Insel, die ich ja aber schon gesehen hatte.

Warum investierte ich also relativ viel Geld für indonesische Verhältnisse in gut 2 Wochen Urlaub dort ???
Zum einen, die Hotelanlage candi beach cottages ist ein Traum.








Gepflegter oekologischer Luxus, betreut von einem Team unzähliger Gärtner , Poolboys, Masseure, Restaurantmitarbeiter




und Elizabeth vom bali conservancy, einem Anbieter, der umweltgerechte Touren auf Bali anbot, von denen ich 3 selbst ausprobiert habe.



Zum anderen aber hoffte ich , dass es mir im kleinen Candidasa gelingen würde, intensiveren Kontakt zu den Einheimischen zu bekommen. Der Plan ging auf, drei Beispiele will ich an dieser Stelle mal etwas ausführlicher beschreiben.

Ich fang mit Elizabeth an, weil sie irgendwie immer ihre Finger dabei im Spiel hatte. Elizabeth hatte ihr Büro in der riesigen open air Eingangshalle des Hotels und war ein travel agent.
Am 3.Tag meines Aufenthaltes machte ich mit Elizabeth einen morning walk durch Candidasa und sie zeigte mir die guten Restaurants, erklärte mir die verschiedenen Tempel, wies mich auf 2 kleine Geschäfte hin, die hier Parfum und Seife produzierten und machte mir 2 Trekkingtouren schmackhaft.






Und bei dem morning walk war mir unter anderem eine open air TISCHTENNISHALLE mitten im Ort aufgefallen. Das gibt's doch gar nicht, dachte ich bei mir,sollte ich hier etwa zu Trainingseinheiten kommen ???
Das Sportlerschicksal meinte es wirklich gut mit mir, denn schon am nächsten Abend ergab sich die Gelegenheit zu einer Trainingseinheit in genau dieser location. Ich hatte gegenüber im warung padang kecag




gerade lecker Mi Goreng gefuttert, als mir die Idee kam einfach mal zu den trainierenden Teenagern rueberzugehen und ihnen ein wenig beim Spiel zuzuschauen. Gesagt, getan !
Aber beim Zuschauen blieb es nicht lange, man gab mir einen Schläger und ab ging die Post . Schon nach 10 Minuten zog ich mein T-shirt aus, sonst hätte ich es nach 15 Minuten auswringen können. Für mich als Europäer war das ein echtes Härtetraining bei ungefähr 28 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit.
Die Jugendlichen hatten schnell gemerkt, dass ich für sie zu spielstark war und per Handy den ca. 40-jährigen Yudit angefunkt, der kam dann auch auf seinem Fahrrad und wir begannen ein richtiges Match, 5 Gewinnsätze war die Vorgabe. Yudit und ich waren ungefähr gleich gut, allerdings sollten Yudit in letzter Konsequenz seine 10 - 15 kg Übergewicht zum Verhängnis werden. Nicht aber bei diesem ersten Match, da siegte er in 55 minuten mit 5:3 und ich war absolut ausgepowert ! Als ich mir im Supermarkt auf dem Rückweg ins Hotel noch ein Eis holte, hätte die Verkäuferin am liebsten die Ambulanz gerufen, so fertig sah ich wohl aus.
Im Hotel habe ich erst 15 Minuten kalt geduscht und bin dann noch in den Pool um meine Körpertemperatur wieder einigermaßen auszubalancieren.
Am nächsten Abend war ich besser vorbereitet: Wasserflasche dabei und Socken, eine Blase unterm linken grossen Zeh hatte ich mir nämlich am Vortag auch noch eingehandelt. So präpariert lieferte ich mir mit Yudit noch einige hart umkämpfte Duelle, welche ich dann immer klarer gewann, was Yudit richtigerweise mit seinem eingebauten Kartoffelkeller erklärte, er wolle ab sofort nur noch Reis essen ! Zum Abschied versprach ich ihm einen meiner alten Schläger nach Bali zu schicken um seine Vormachtstellung in Candidasa zu zementieren. Yudit war ein netter Typ und wie viele in Candidasa ansonsten mit der Betreuung von Touristen beschäftigt, fuhr die Gäste durch Bali, bot auch seine Dienste als guide bei Trekkingtouren an und war bekannt wie ein bunter Hund.
Auch mein Lieblingsrestaurant in Candidasa, das bereits erwaehnte warung padang kecak, hatte mir Elizabeth empfohlen. Dort traf sich abends um spätestens 18.30 uhr die kulinarische Elite unter der versammelten Gäste im Ort und ließ es sich gut schmecken.
Die Besitzerin war wiederum verwandt mit meiner Supermarktkassiererin und verkaufte wie viele im Ort auch Souvenirs und Textilien. Gleichzeitig beaufsichtigte sie ihre Kinder bei den Hausaufgaben und verteilte die Opfergaben, sie hatte also echt alle Hände voll zu tun, war doch ihr Restaurant von 11.00 - 23.00 Uhr durchgehend geöffnet.
Aus Gründen der lokalen Verteilungsgerechtigkeit bin ich aber auch noch in 4 anderen warungs von Candidasa eingekehrt, unter anderem in einem Gartenrestaurant, sehr romantisch und toll illuminiert sowie bei Dollar, rein optisch ein ex-Hippie, und seiner Frau, die spitze Fisch zubereiten konnte.



Dazu gab es in der Nähe des Hotels noch eine kleine Perfum- und Seifenmanufaktur, wo ich bei einer Besichtigung einige kleine Präsente kaufte.




In den Ortskern zu laufen war ein Weg von ca. 2 km und das überlegt man sich gut bei den Temperaturen auf Bali.

Geschickter war es da, Mitfahrgelegenheiten oder ähnliches zu nutzen um wichtige Dinge in Candidasa City zu erledigen. Und so eine Chance ergab sich für mich auf dem Rückweg von der white sandy beach Trekkingtour. Ich hatte mit bali conservancy eine 2-stündige Wanderung zu einem auf Bali ansonsten sehr seltenen weißen Sandstrand gemacht







und meinen Fahrer auf dem Rückweg gebeten im Ortskern Candidasa am ATM zu halten um mir ein wenig Bargeld zu ziehen.Ganz nebenbei hatte ich ihm erzählt, dass ich unbedingt auch noch vor meinem Flug nach Tasmanien zum Frisör wolle. Da kenne er jemanden, wahrscheinlich irgendwie Verwandtschaft, und brachte mich gleich hin. Und so saß ich kurzerhand bei Dewi in ihrem spa & salon und sie machte einen wirklich guten Job.



Alles wurde von ihrer Tochter wayan, die gerade ihre Ausbildung zur Friseurin erfolgreich bestanden hatte und jetzt bei Mutti ins Geschäft eingestiegen war, mit meinem Tablet dokumentiert. Erst nach der Frisur wurden mir dann überraschenderweise die Haare gewaschen und ich wollte schon bezahlen, als das Beste erst noch kam. Denn Dewi bot mir eine Massage an und ich fühlte mich gerade in der richtigen Stimmung dazu. Und so wurde mein frisch frisierter Alabasterkörper nach allen Regeln der Kunst eingeölt und durchgeknetet. Es war eine echte Wohltat, Dewi verstand ihr Handwerk und so entspannt wie lange nicht kam ich an diesem Sonntag ins Hotel zurück.

Und dann kam der folgende Montag und sollte für mich nicht so ganz optimal weiter gehen. Das fing schon damit an, dass ich um kurz nach fünf aufwachte, viel zu früh um ins Meer zum schwimmen zu gehen, was ich sonst jeden Morgen vorm Frühstück machte. Aber ich wollte ja sowieso mal einen Sonnenaufgang fotografieren, so schnappte ich mir das Tablet und machte mich auf den Weg zum Strand. Um die beste Stelle zum fotografieren zu erreichen musste ich über eine ca. 4 m hohe Steintreppe an den Nachbarstrand von unserem Hotel. Und dann ging die Sonne so um viertel vor sechs im Osten auf.



Die Fotos waren schnell gemacht und mit den Gedanken schon beim Frühstück wurde mir der Rückweg zum Verhängnis, als ich auf der besagten Steintreppe ausrutschte und der Länge nach runterstürzte. Wenn ich in dem Moment nicht einen besonders guten Schutzengel gehabt hätte, waere es das Aus meiner Weltreise gewesen. Das Tablet fiel mir aus der Hand und knallte auf die Treppe, danach ich mit Hüfte, Ellenbogen, Handgelenk und Fußgelenk der linken Seite. Meine erste Sorge galt meinen schönen Fotos, aber Gott sei dank die Kamera funktionierte und den Dreck und das Blut von den Schürfwunden spülte ich mir im Meer runter, brannte ganz schön ! Laufen konnte ich noch, gute Bilder hatte ich auch im Kasten, nur die Harten kommen in Garten ! Erst am nächsten Tag fühlte ich mich wie vom Lkw touchiert und konnte auf der linken Seite nicht liegen, aber 3 Tage später waren nur noch ein paar Schürfwunden zu sehen, die mich ab dem Tag zu mehr Vorsicht bei meinen Abenteuern ermahnten.
Viel länger hätte meine Regenerationsphase auch nicht dauern dürfen, denn das absolute Trekking - Highlight von Bali stand ja noch auf meinem Programm , die Mount Agung sunrise Tour '.




Dieser Vulkan hatte die stattliche Höhe von über 3000 m, was einen early morning pick up um 02.00 Uhr erforderlich machte, erklärte mir Elizabeth, als ich den Ausflug bei ihr buchte. Im Preis von 85 Dollar wären der guide, der Transfer Hotel-agung -Hotel, eine Trekkingausrüstung und ein sunrise breakfast inklusive. Und dann kam wieder alles anders. vom Hotel abfahren sollen hätten wir eigentlich um 01.00 uhr, und so weckte mich mein Fahrer per Telefon um 01.35 Uhr und fragte mich höflich, wo ich denn bliebe. Das kannte ich schon von Java , deshalb ließ es mich auch relativ kalt. Der Fahrer raste dann wie ein Besenkter durch die dunkle Balinacht, höher, immer höher auf den agung hinauf. Vereinzelt sah ich Menschen am Wegesrand, insgesamt hatte ich aber das Gefühl, der Einzige zu sein, der heute dieses Abenteuer wagte, obwohl das Wetter ganz okay war, sternenklarer Himmel und angenehme Temperaturen. Um 02.36 erreichten wir den temple agung,




in dem im November ein mehrwöchiges Opferfest gefeiert worden war. Wären wir 8 Minuten später angekommen, hätte ich die Wanderung knicken können, meinte der guide, jetzt würde es knapp mit dem timing und ob wir den Sonnenaufgang rechtzeitig schaffen würden, liege an mir und meiner Kondition.Ich solle mal meine Ausrüstung holen, alles andere würde er mir auf dem Weg erklären. Welche Ausrüstung? Die hatten der Fahrer und sein Begleiter, dessen Funktion mir bis heute nicht hat klar ist, im Hotel vergessen. Eine Stirn-Lampe gab mir der guide Dartha, auf Stöcke musste ich eben verzichten. Und dann ging die Luzie ab, von 1500 auf 2300 m Höhe im Dunkeln, das Gelände anspruchsvoll und steil, der guide 30 Jahre alt und ich immer hinter ihm her. I have to push you a little bit, meinte Dartha mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.





Zudem verschlechterte sich das Wetter zusehends und wir hatten kaum noch Sicht. Zum Schluss bin ich auf allen vieren hinter Dartha auf felsigem Gestein hergekrochen! Und irgendwann fiel mir dann auf, das alles musst du ja auch wieder runter 😞. Ich habe nicht lange gezögert und Dwartha gestoppt. Ohne eine reelle Chance auf sunrise photos machte die ganze Schinderei für mich keinen Sinn mehr und so schloss ich mit Dartha einen deal: Abbruch des Aufstiegs und als Alternative ein romantisches Lagerfeuer-Frühstück an der Steilwand am Berg. Im ersten Moment war Dartha ziemlich perplex, aber er zeigte Größe und versuchte erst gar nicht mich zum weiterklettern zu überreden. Er sei Hindu und Yogalehrer und der Wunsch des Kunden hätte für ihn allererste Priorität. Nach einer kurzen Meditation mit Räucherstäbchen machte er sich ans Holz sammeln und 15 Minuten später brannte das Lagerfeuer und es gab Kaffee, Kuchen, Salzgebäck und andere Leckereien. Gut, dass er etwas mit hatte,meine breakfast Box lag ja im hotel.




Und dann haben wir uns bis zum Hellwerden 1 Stunde über Gott und die Welt unterhalten. Dartha hat mir seinen Lebensweg beschrieben, ich habe versucht ihm viel über Deutschland und mich näher zu bringen. Er hatte eine bewegte Karriere im Restaurantbereich hinter sich, mit Aufenthalt in Amerika und einem Einsatz auf einem Kreuzfahrtschiff. War aber letztendlich alles nichts für ihn und so arbeitete er jetzt als einer von 8 guides für einen balinesischen Trekkinganbieter. Er freute sich, dass ich ihm trotz der gescheiterten agung-Gipfelmission eine sehr gute Bewertung auf TripAdvisor schreiben wolle.
Nach 2 Stunden begannen wir den Abstieg, trafen dabei Darthas Onkel,



der mit 2 Kanistern den Berg hochsprintete um heiliges Wasser zu holen und hatten sogar noch Zeit den agung temple zu besichtigen. Mittlerweile war das Wetter besser geworden und mir glückten sogar einige schöne Schnappschüsse.





Gegen neun Uhr erreichten wir den Ausgangspunkt der Wanderung, einen Teil des Abstiegs hatte uns mit einem gebührenden Sicherheitsabstand ein Affe begleitet.




Mein Fahrer ließ sich seine Verwunderung über meine etwas frühzeitige Rückkehr nicht anmerken, er fuhr mich zurück nach Candidasa, ich erließ den roomboys die Reinigung meines deluxe rooms 118 und ging gleich ins kuschelige Bett. Erst um kurz vor eins ging ich dann ins naheliegende dwi warung um mein mahi mahi fisch Lunch zu essen, was in der Tour inklusive war.
Am nächsten Morgen taten mir zwar alle Knochen einzeln weh, aber dieses ,sunrise' trekking werde ich mein Lebtag nicht vergessen.
Und das hippiefeeling? Spielte eigentlich gar keine Rolle mehr, klar ist der balinese spiritueller eingestellt, ohne Drogen versteht sich. Aber es geht auf Bali wie bei uns auch für den Durchschnittsbürger permanent ums tägliche Überleben, da muss viel organisiert werden und das passt ja so gar nicht zur flower power Mentalität. Sind also frangi pangi und die anderen prächtigen Blumen auf Bali sowie dieses permanent gute Wetter das einzige, was an die 60er erinnert ? Das muss jeder für sich entscheiden, es gab Momente auf Bali ,vor allem in Candidasa, da fand ich dieses sich in den Tag hinein treiben lassen super, an anderen war ich froh Struktur zu haben, sonst wäre der Blog zum Beispiel nie fertig geworden.
Als Massenphänomen ist die Hippiezeit auch auf Bali endgültig vorbei, als Nischenkultur kann man sie bei intensiver Suche wie überall aufder Welt vielleicht noch ausfindig machen, wenn man das will.
Ich kam als Tourist nach Bali und bin nicht als Hippie nach Tasmanien weitergereist und trotzdem haben mich die zahlreichen Begegnungen mit der asiatischen Art zu leben beeindruckt und sicher auch verändert, wie nachhaltig, wird sich zeigen.

Es blitzte und donnerte, als mein Flieger in Richtung Australien abhob. Dartha hätte vielleicht gewusst, was es zu bedeuten hätte !



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