Sonntag, 2. November 2014
9. Die Perlen Indonesiens I. - JAVA ... mit gebeco Länder erleben


Indonesien empfing mich mit einigen Paukenschlägen der besonderen Art. Das fing schon mal gleich bei der Passkontrolle an, ich hätte ja gar kein Visum, stellte der Beamte lächelnd aber bestimmt bei meiner Kontrolle der Reisedokumente fest. Und Recht hatte er, ausgefüllt hatte ich den 30- Tage Antrag im Garuda-Flieger ordnungsgemäß, aber woher sollte man wissen, dass vor der Passkontrolle auch die 25 US-Dollar an einem sehr mickrigen Schalter im Terminal entrichtet werden mussten. Also ich und etliche andere Touris wieder zurück, Geld abdrücken und dann gings ja auch.
Aber nur kurz, denn bei der Organisation meines Taxis zum Hotel in der Innenstadt geriet ich in die Fänge einer Gruppe von 4 Personen. Einer trug meine Tasche und wollte natürlich auch Trinkgeld dafür, einer war der Fahrer, 2 andere tauschten meine US-Dollar in IDR um und verschwanden erstmal mit 100 USD im Gewühl des Terminals. Ich saß im Taxi ohne Klimaanlage und es war richtig heiß. Nach 20 Minuten kamen die Beiden dann aber doch wieder, hatten das Geld umgetauscht, die Hälfte behalten und dann fuhren wir los. Der Fahrer war definitiv kein professioneller Taxifahrer, sondern ein Familienvater, der sein Auto für Transfers zur Verfügung stellte. Ich saß zwischen 2 Kindersitzen und es roch säuerlich nach Erbrochenem in dem Auto. Dass sich die Kinder bei dem Verkehr in Jakarta







wohl schon einige Male übergeben hatten, könnte ich mit jedem Kilometer besser nachvollziehen. So ein Chaos hatte ich noch nie erlebt. Jeder fuhr wie er wollte , permanent Stau und dazu diese Millionen von Motorrollern, die das Ganze noch verschlimmern.
So brauchte mein Taxifahrer für die ca. 16 km sage und schreibe 94 Minuten, war nassgeschwitzt und musste ja auch noch zurück. In der Endphase der wilden Jagd durch Jakarta hielt er auch noch permanent an um sich zu orientieren und Dutzende Leute nach der Adresse von meinem Mercure-Hotel zu fragen. Trotzdem immer am laecheln und total freundlich, ich hab ihm ein extra Trinkgeld gegeben.

Im Hotel war ich also schon mal. Aufgefallen unterwegs sind mir die Tausenden von Warungs am Strassenrand, Garkuechen,




die nicht nur die Buergersteige komplett in Beschlag nehmen, sondern aus denen es auch so abenteuerlich gut riecht, dass man alle nasenlang Hunger hat. Gleichzeitig raten alle Reisefuehrer auf den Besuch der warungs zu verzichten, man wisse ja nie ! Alles Quatsch, das beste Essen habe ich immer in den warungs bekommen, bis auf einmal, aber die Spanferkelgeschichte stammt von Bali und kommt spaeter.

Im Hotel keine Spur von meiner Reisegruppe, die ja aus Deutschland kommend ueber Singapur anreiste.
Ich hatte mich uebrigens sehr kurzfristig zu dieser Studienreise 'Die Perlen Indonesiens' vom Veranstalter Gebeko entschieden, weil ich in Afrika ueber die guides die allerbesten Insider-Infos bekommen hatte und mir Aehnliches auch von den indonesischen Strategen erwartete. Zudem sollte meine Gruppe nur aus 8 Teilnehmern bestehen und immer ein Hotel abends, Luxus pur also.
Am besagten Abend blieb mir also nichts anderes uebrig als erstmal in den Pool zum schwimmen zu gehen. Der war glaube ich im 3.Stock und erst nach 10 Minuten habe ich gemerkt, wie mir 20 Bauarbeiter von der dem Hotel gegenueberliegenden Baustelle mit Begeisterung zuwinkten und mich anfeuerten, froehlich sind sie die Indonesier, da beisst die Maus keinen Faden ab. Um 18.00 Uhr immer noch keiner von Gebeko da, okay, dachte ich, dann gehst du erstmal was essen und zwar in einem der Pizza Huts von Jakarta, wo man die Jugend Indonesiens trifft.



Ani vom Jakarta Pizza Hut lotste mich durch die Speisekarte und es war saulecker, was auch immer der Belag war. Um ca. 20.00 Uhr war ich wieder zurueck im Mercure-Hotel, keine Gebeko-Reisegruppe zu sehen. So langsam kamen mir Zweifel, ob das denn alles so richtig war. Nachher sollte ich erfahren, dass die deutschen Gaeste ihren Anschlussflug in Singapur verpasst hatten und somit verspaetet im Hotel eingetroffen waren. Ich ging dann mal schlafen, nochmal in den Pool am naechsten Morgen und fruehstuecken, immer mit einem Auge auf der Suche nach deutschen Gaesten - aber da waren keine !
Und dann, um 08.06 Uhr , ich mitten in einem grosseren Geschaeft in der Toilette meines Zimmers, kam der Anruf:

Ein Prima



wollte wissen, wo ich, Juergen, denn bliebe, der Bus von Gebeko warte schon auf mich vor dem Hotel, bereit zur Abfahrt.

Dieser Satz ist fuer den Aussenstehenden nur als Beispiel absurder Literatur zu verbuchen. Hier meine Aufklaerungsversuche:

1. Prima war unser guide auf Java, ein echtes Unikum. Sein Aeusseres war gepraegt von einer desolaten Kauleiste, im Prinzip gab es nur noch einen Zahn, der in Form einer erdbebenbedingten Tempel-Ruine die Mundhoehle seines Besitzers wahrlich nicht fuellte. Prima, er muss so zwischen 50 und 60 gewesen sein, war Kettenraucher und der deutschen Sprache nur ansatzweise maechtig, obwohl er mal in Deutschland studiert hatte. Er bemuehte sich uns so viel wie moeglich ueber Java zu vermitteln, aber die Mikrofonanlage im Bus war mittelpraechtig und so gaben die aelteren Gaeste schnell auf und schalteten ihre Hoergeraete auf stand by.

2. Wieso mich Prima bis fast zum Ende der Tour immer Juergen nannte, wird mir ein ewiges Geheimnis bleiben, ich war fuer ihn Juergen, basta. Manchmal habe ich es dann schon selber geglaubt.

3.Der Bus von Gebeko war vom Indonesienpartner Asia Link gechartert und mit einem Banner 'Pariwisata' am oberen Rand der Frontscheibe als Touristenbus ausgewiesen, bestueckt mit professionellem Fahrer, Hilfsfahrer, zustaendig fuer Koffer, sauber machen und Kuehltruhe mit Mineralwasser fuellen, und Prima eben.

4. Und dann waren da ja auch noch 24 !!! deutsche Gaeste, Durchschnittsalter 50 , Singles und Paare in einer gesunden Mischung. Gebeko hatte kurzerhand eine Sumatragruppe mit einer Javagruppe gekoppelt, was einige Teilnehmer schon in den nicht-militanten Widerstand fuehrte.

Ich also hatte genau 20 Minuten um meinen Kram zu packen und diesen Bus zu entern - ich schaffte es in 12 Minuten und wurde im Bus mit grossem Hallo empfangen, leider praegten sich auch viele der Anwesenden den Namen Juergen ein.
Ohne das Briefing, dass die Anderen am Abend zuvor noch hatten, ging es dann fuer mich auf die Strasse. Im Nachhinein bedauere ich es noch jetzt, dass ich meine Stuetzstruempfe fuer die Fluege im grossen Rucksack tief unten verstaut hatte, denn oft fuhren wir mehr als 5 nicht enden wollende Stunden mit dem Bus ueber voellig verstopfte Strassen, immer eingerahmt von Hunderten von Motorrollern, die bei dem Chaos immer schneller ans Ziel kamen.
Pro Tag werden uebrigens 10000 Motorroller gebaut, auf Bali darf man sie sogar schon ab 10 Jahren fahren und teilweise sitzen ganze 5-koepfige Familien auf einem dieser Roller.



5 ist die maximale Staerke einer indonesischen Familie, mehr Kinder sind nicht gefragt und wenn es mit Kindern auch bei der 4.Frau nicht klappte, muss auch da Schluss sein, die hat dann eben die A-Karte oder auch nicht, jeh nachdem, wie man das so interpretiert.

Ich habe mich entschieden Java und Bali getrennt zu dokumentieren, da sie in meiner Wahrnehmung unterschiedlich auf mich gewirkt haben.




Zu Beginn ein paar Zahlen zu Indonesien, vor derem Hintergrund meine Ausfuehrungen einzuordnen sind.
Indonesien ist eine der groessten Nationen der Welt, seine 18108 Inseln umspannen ein Achtel des Erdumfangs, ich habe 2 Inseln besucht.
Mit 240 Millionen Einwohnern belegt Indonesien den vierter Platz der weltweiten Bevoelkerungsliste, und mein Eindruck war, dass die alle immer unterwegs sind.



Indonesiens Geschichte reicht bis zum Beginn der Menschheit zurueck, die kulturelle Vielfalt ist einzigartig. Buddhisten, Hindus und Islamisten pflegen eine halbwegs friedliche Koexistenz.




Das Klima ist feuchtheiss und tropisch und auch Indonesien leidet unter dem Klimawandel, auf Bali war es in der Zeit, in der ich da war, so heiss wie seit 100 Jahren nicht mehr.
In Java und Bali sind die landwirtschaftlichen Bedingungen guenstig. Eine glueckliche Kombination von fruchtbarer Vulkanerde



und ausgewogenem Klima erlaubt laengere Anbauperioden auf trockenem Boden sowie bewaesserte Reisfelder,



wegen dieser landwirtschaftlichen Bluete sind Java und Bali allerdings auch dichter bevoelkert als die Niederlande und Japan. Lange hatte Indonesien unter den diversen Kolonialherren aus Europa geltten, allen voran Portugiesen und Hollaender. Erst 1908 erwachte eine neue Form von antikolonialem Widerstand . Es folgten lange Jahre der Neu-Orientierung mit vielen Rueckschlaegen, Inflation und Menschenrechtsverletzungen.
In den 90er Jahren erreichte eine Finanz- und Wirtschaftskrise Indonesien und es brachen landesweite Unruhen mit 1200 Opfern in der Bevoelkerung aus.
Nach vielen Parlamentswahlen seitdem konnte ich waehrend meines Aufenthalts in Indonesien ganz aktuell die Amtseinfuehrung des neuen unabhaengigen Praesidenten Joki Widodo live am TV miterleben.



Viele Indonesier setzen grosse Hoffnungen in diesen Mann, der Korruption und andere Missstaende ernsthaft bekaempfen will.

Fuer meinen Java-Blog habe ich mir 6 Schwerpunkte gesetzt:

Jakarta und Maerkte, die diversen Tempel, Vulkane und Wasserfaelle, Tanz und Musik, die wunderschoenen Landschaften und Zugfahrten und etwas ueber die Menschen/Frauen, sofern wir direkten Kontakt mit ihnen hatten.

Ich glaub, mit denen fange ich auch mal an, nach einem ganz kurzen Kommentar zu unserer Gebeko-Reisegruppe.
Ich beschraenke mich dabei auf die Experten, mit denen ich die komplette Route bis Sanur auf Bali teilen durfte.



Ihr Sumatra-Freaks, seid mir nicht boese, aber eine Woche Java war einfach zu kurz um euch richtig kennenzulernen.

Das war bei den 'Balinesen' schon etwas besser moeglich, zum Schluss haben wir fast alles gemeinsam gemacht.

Danke dafuer an Oskar, 55, den geschiedenen Werkzeugmacher aus Bayern, der mir oft erzaehlt hat, wie frei er sich nach der Trennung von seiner Frau den Fernreisen nach Asien gewidmet hat ( aber keine Angst, Iris ! ), eine ganz ehrliche Haut, sehr sympathisch, immer bemueht sich so weit wie moeglich auf die indonesische Kultur und ihre Menschen einzulassen, mit Gesten, der Sprache und einem permanenten Laecheln auf den Lippen. Er hat ungefaehr 15 x Mi Goreng gegessen und jede Stelle seines Koerpers in abenteuerlichen Positionen gebraeunt, wann immer es ging. Das Wort Schatten gibt es offenkundig nicht in Oscars Wortschatz.
Oder Stefan, 35, auch aus Bayern und Systemadministrator von Beruf, Single und leidenschaftlicher Fotograf mit einem super Auge fuer klasse Motive. Er stellt seine Bilder bei google drive zur Verfuegung, damit wir alle davon profitieren koennen. Einige davon findet ihr dann sicher auch im Blog.
Nicht zu vergessen Rentner, Hesse und Ex-Berufskolleglehrer Gerd, 68, ein Asienexperte, der ohne seine Frau schon mehrfach mit Gebeko unterwegs war und alle Menschen fotografiert hat, die nicht bei drei auf der Palme waren. Auch von ihm einige Portraits im Blog, wirklich toll die Aufnahmen, und nicht nur von den Frauen, wie ich faelschlicherweise dachte.
Dann Sabine und ihre Freundin Lydia,35 und 55, die beide bei der Bundesbank arbeiteten und sich mal waehrend eines Urlaubs kennengelernt hatten. Sabine aus Oldenburg mit diesem friesischen Charme und Lydia aus Muenchen-Schwabing, wenn ich mich recht erinnere. Die Zwei habe ich eigentlich immer im Doppelpack wahrgenommen, also 200 % nett !
Ein Ehepaar war auch dabei, Iris und Lukas aus Muenchen - ich war ziemlich umzingelt von Bayern, stelle ich jetzt fest - die hatten die Ruhe weg und buchten ad hoc noch eine freiwillige Vulkanbesteigung extra, Respekt !

Mit mir also 8, ein eingespieltes Team mit aehnlicher Mentalitaet, die Chemie stimmte. Und wir 8 waren uns eigentlich auch in der Einschaetzung darueber einig, dass Gebeko den Jakarta-Stadt-Aufenthalt aus der Tour streichen sollte.

Jakarta ist ein urbaner Albtraum, 10 Millionen Einwohner in der Innenstadt, weitere 10 Millionen in den Aussenbezirken, es ist stickig, die Luft abgasbedingt schlecht und die Slums mit der ganzen Kriminalitaet und den sozialen Kontrasten haben wir noch nicht einmal gesehen.

Uns praesentierte man den Marktplatz von Old Batavia




und den malerischen alten Hafen Sunda Kelapa mit den Frachtenseglern, das Museum Bahari





sowie den Fischmarkt, der fuer europaische Nasen allerdings grenzwertig war.






Es gab dort auch nicht nur Fische sondern auch anderes Getier wie Huehnchen,



bei deren Anblick man den Verzehr der beliebten satay-Spiesse sofort in Frage stellte.

Uebrigens aehnlich grausam war der Besuch des Vogelmarktes in Malang, etwas Heftigeres kann man sich als Tierfreund gar nicht vorstellen.






Unertraegliche Kaefighaltung auf engstem Raum !!!
Auch auf Bali habe ich 2 Beispiele von Tierschutz-Ignoranz gefunden, den Affenwald in Ubud und der im Geheimen nach wie vor praktizierte Wettkampfsport des Hahnenkampfs, beides grausam und ethisch fuer mich nicht korrekt.

Damit hat sich es aber auch schon mit kritischen Bemerkungen zu Java, das Land hat ansonsten viel zu bieten und Gebeko wollte uns alles zeigen, einmal sogar 3 Tempel an einem Tag, was definitiv zu viel war und einen weiteren early morning start erforderlich machte.
So um 6 Uhr sind wir - glaube ich - von unserem Stadthotel in Jogyakarta abgefahren und um 7 waren wir wieder zurueck, total beeindruckt, aber auch platt wie ein Broetchen.
Wir haben den Buddha-Tempel Borobudur besichtigt, dann eine Fuehrung im Sultanspalast von Jogyakarta gehabt und letztendlich den Hindutempel Prambanan erkundet.




Eins vorweg, alle local guides waren Spitze, jeder auf seine Art und so ein Sarong, wie er bei einer Tempelbesichtigung fuer Maenner natuerlich Pflicht ist, hat etwas Luftiges und stand uns allen recht gut. Diese 3 Tempel machen auch nochmal deutlich, wie prinzipiell friedlich die Religionen in Koexistenz praktiziert werden koennten.





Borubudur ist eine kolossale neunstoeckige Stufenpyramide und wurde zwischen 750 und 850 erbaut. Das buddhistische Ritual schreibt vor, dass Pilger im Uhrzeigersinn den Schrein 3x umrunden, bevor sie sich ihm naehern. Ich habs dann mal gemacht, vielleicht bringt es ja Glueck oder die Erleuchtung.



Was sonst noch auffiel war, dass vor allem die indonesischen Kinder unbedingt Fotos mit uns haben wollten, so ein Bleichgesicht ist eben eine echte Raritaet hier auf Java und in Asien generell.





Vom Sultanspalast ist mir vor allen das ohrgewoehnungsbeduerftige Gamelan-Orchester in Erinnerung geblieben, live gespielt klingt es ganz okay, aber nach 20 Minuten hat es dann etwas von Folter.
Ansonsten schien mir der Sultan seiner Gemahlin irgendwann den Auftrag gegeben zu haben seine Privatgemaecher von saemtlichen Gastgeschenken auslaendischer Staatsgaeste zu entruempeln und das ganze Gedoens dekorativ im Palast zu platzieren. Haben die Touris was zu gucken, und das machen sie dann auch seitdem.

Der Hindutempel wurde in der Mitte des 9.Jahrhunderts erbaut und die drei Haupttempel symbolisieren die hinduistische Trimurti ( Dreifaltigkeit ): Candi Brahma, Candi Visnu und Candi Siwa. Beim grossen Erdbeben von 2006 wurden grosse Teile des Tempels zerstoert, die Besichtigung ist aber wieder moeglich.




Insgesamt verschimmen die Eindruecke eines solchen Tages zu einem religioesen Kaleidoskop und das koennte ja auch ein Modell sein fuer ein friedliches Nebeneinander. Mir sind jedenfalls keine religioesen Ressentiments auf Java und Bali aufgefallen, verschleierte Frauen, Sarongs, Turbane - das geht alles parallel und juckt hier keinen in Indonesien. Vielleicht auch eine Konsequenz der sehr radikalen Reaktion der indonesischen Regierung auf die Terroranschlaege der Islamistischen Gruppen von 2010. Alle Terroristen wurden zur Todesstrafe verurteilt.



Wenn wir fuer unseren heissen Tempeldreier um 5 Uhr aufstehen mussten, dann wurde das bei der Bromo-Vulkan-Expedition locker getoppt !





Um 01.00 Uhr warteten 24 Gaeste mit Gepaeck in der Lobby auf den 'Prima'-Fuehrer, der wohl verpennt hatte. Ich uebrigens leicht angeschlagen, hatte mir doch ein heftiger Durchfall den halben Vortag versaut. Aber Dank zweier Pillen, die mir eine liebenswerte Frau aus Leipzig ueberlassen hatte, ging es halbwegs wieder. Als unser guide dann kam, habe ich ihn erst gar nicht erkannt. Dick eingemummelt in eine Art Parka mit Skimuetze !!! Es sollte ja in den Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark gehen bis auf eine Hoehe von 2329 m und da war es dann auch nur noch 6 Grad warm. Also wir erst einmal mit unserem Bus auf 1300 m. Dann in Jeeps mit je 5 Personen besetzt den Rest der Strecke. Die Jeepfahrer waren alle mal Bauern, haben aber schnell erkannt, dass mit Jeepfahren schneller an Geld zu kommen ist.
Der Bromo ist der kleinste, aber immer wieder aktivste Vulkan auf Java und alle wollen ihn beim Sonnenaufgang sehen, so auch an diesem Tag mit uns gefuehlte 1000 andere Vulkanier. Da war es schon schwierig ein perfektes Foto zu machen. Aber seht selbst !








Nach dem Sonnenaufgang ging es noch in die Tengger-Caldera-Hochebene, bevor die Rueckfahrt durch Reislandschaften diesen Tag beendete.

Neben diesem noch aktiven Vulkan lag auch Tangkuban Perahu auf unserer Route, ebenfalls noch aktiv und gleichermassen touristisch komplett durchorganisiert, mit Souvenirstaenden, diversen Moeglichkeiten den Kraterrand auch per Pferd oder Esel zu erreichen und einem modernen Informationszentrum.







Es will eben jeder etwas abhaben vom Tourismuskuchen in Indonesien. Natuerlich gab es auch noch viele andere landschaftliche Highlights , an dieser Stelle will ich nur den Coban Rondo Wasserfall



, die Tee- und Reislandschaften



und die fantastischen Bergregionen erwaehnen, die leider viel zu kurz kamen. Aber mehr war in einer Woche Java auch gar nicht machbar.

Zum Glueck sind wir nicht nur mit dem Bus unterwegs gewesen, sondern auch im Zug.





Und das war eine tolle Alternative der Fortbewegung, komplett ohne Stau, und in durchaus mit europaischen Standards vergleichbaren Zuegen. Alle 2 Stunden ungefaehr wurden sogar die Bremsen sehr gruendlich kontrolliert, auch weil die erste Strecke von Bandung nach Jogyakarta von West - nach Zentraljava quer durch herrliche Bergregionen an Reislandschaften und Vulkankegeln vorbei zu den schoensten Zugfahrten der Welt zaehlt. Im Waggon der 2.Klasse wurde man von Servicekraeften der Bahngesellschaft liebevoll betreut und der Sitzkomfort war definitiv besser als im Bus. Ein zweiter weniger spektakulaerer Bahntrip fuehrte uns von Malang nach Kertosono. Unser Bus wurde derweil mit dem Gepaeck zu den Zielpunkten gefahren, wobei die Fahrer nachts am Strassenrand im Bus schliefen.


Dass man in Asien als Europaer natuerlich sofort als solcher erkannt wird, ist klar. Indonesier auf der anderen Seite sind fasziniert von unsererem Teint und wollen diese bleiche Haut auch anfassen, oder noch besser, ein Foto machen. Und das mit diesem Laecheln, das man den Menschen diesen Wunsch auch nicht abschlagen kann. Ich moechte nicht wissen, auf wie vielen Facebook-Seiten diese Bilder von uns Touris dann zirkulieren, vor allem die 8 - 13-jaehrigen Kinder waren da grenzenlos aktiv. Die Freundlichkeit, Hoeflichkeit und Zugewandtheit erschlaegt einen fast, diese Distanzzonen, an die man sich so gewoehnt hat in Europa, werden einfach weggelaechelt. Und jeder Wunsch wird erfuellt, mit teilweise sehr kreativen Mitteln. Als einem unserer Teilnehmer einmal schwindlig wurde und er kurz ohnmaechtig war, kam erst das Eis aus der Bar im Handtuch zum Einsatz und dann das gruenliche Riechoel unseres guides, inklusive guten Zuredens und Hintergrundkontrolle. Auch fuer meine Durchfallattacke hatte der guide ein Mittel ( Diapet ) parat, dass ich zwar nicht einsetzen musste, weil ja schon die Medizin aus Deutschland gewirkt hatte. Ich habe es mir dann aber doch in einem dieser 24- Stunden Supermaerkte gekauft, 6 Pillen fuer 0,79 Euro und spaeter an ebenfalls einschlaegig Betroffene weitergegeben.





Im Strassenbild dominieren eigentlich die Maenner, viele von denen, die nicht im Tourismus arbeiten, sind permanent damit beschaeftigt Transport- oder Tourendienste abzuwickeln. Der Platz der Frau scheint mir staerker als bei uns in der Familie verankert zu sein, morgens wird gekocht, die Opfergaben muessen gebastelt und verteilt werden, in jeder Familie gibt es ja auch mindestens drei Kinder, oft mehr, um die es sich auch zu kuemmern gilt. Der Kindergarten zum Beispiel ist nur vormittags fuer drei Stunden geoeffnet und kostenpflichtig !
Und dann gibt es natuerlich noch die Frauen, die an jeder Ecke Massagedienste anbieten, wirkt erst mitunter aufdringlich, bei einer klaren Ansage ist dann aber auch schnell Schluss mit Anbaggern.





Auf den Maerkten will der Indonesier handeln, 30 % sind immer drin, wobei der Tourist wohl auch dann wahrscheinlich de facto noch zu viel bezahlt ;-).



In Kombination mit dem Klima bietet uns die fantasievolle Freundlichkeit der indonesischen Menschen meines Erachtens nach die Chance mal runterzukommen und in den chill-modus zu wechseln. Ich habe es bei mir selbst festgestellt, ich gehe langsamer, ich esse intensiver und bewusster und trotz aller Langsamkeit/Entschleunigung frage ich mich abends oft, wie schon rum der Tag ? Macht ja aber auch nichts ! Das Hier und Jetzt geniessen, das passt zumindestens gut zum Sabbatjahrfeeling.

Eine letzte Bemerkung noch zur Musik und den Tanzvorfuehrungen, die wir auf Java und vor allem dann Bali gesehen haben.

Zum einen den Panyembrahma welcome dance, bei dem 4 Frauen/Maedchen in bunten Kostuemen und grell geschminkt zur Musik und einem Szenario tanzen.



Wie diese Taenzerinnen ihre Koerper und Gliedmassen beherrschten, war schon einmalig. Eine hat uns dann zum Mittanzen animiert, ich war so froh, dass Oscar sich 'geopfert' hat, da haette ich mich nur blamieren koennen !

Noch mehr fasziniert war ich allerdings vom Kechak- oder Affentanz, einem Trancetanz, in dem ein Taenzer Verbindung zu den Goettern oder Vorfahren aufnimmt.



Das alles ohne Musik, der Begleitchor besteht nur aus Maennern, deren Singen eine hypnotische Wirkung hat. Und ganz zum Schluss dann auch noch ein fire walking act, mein Pyromanenherz schlug hoeher, lange nicht so eine intensive Show gesehen !

Habe ich noch etwas ueber Java vergessen ?

Klar, unsere Hotels wurden von mal zu mal besser ,




teilweise mit Freilufttoiletten und/oder Freiluftduschen, Gecko und Lurch immer dabei und mitunter auch im Zimmer, die poussierlichen Tierchen, Essen durchweg sehr lecker, als man nach zwei, drei Tagen wusste, was es ist und das Einzige, was so gar nicht laeuft auf Java, ist der Verkehr.

Bin gespannt, wie der neue Praesident das in den Griff bekommt.

Das konnte auf Bali nur besser werden !!!

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